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Countdown zur Bundestagswahl So sieht die Wahlkreisprognose Anfang Februar aus

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Gut zwei Wochen vor dem Wahlsonntag ist noch alles offen: Wie wird sich das Stimmungsbild bis zum 23. Februar entwickeln? Bundesweit zeichnen sich vorab bereits Trends in den Wahlkreisen ab. Welche Partei kann wo auf sichere Direktmandate hoffen?

Bis zur Bundestagswahl bleiben nur noch 15 volle Tage: In der überarbeiteten Wahlkreisprognose von Election.de deuten die Vorhersagen mit Stand 7. Februar in der Mehrheit der 299 Wahlkreise auf regionale Siegeschancen hin.

Die wichtigsten Ergebnisse: Bei der prognostizierten Verteilung der Erststimmen liegt die Union wie bereits in der Vorwoche vielerorts vorn. Sichere Wahlkreise der CDU sind der Vorhersage zufolge insbesondere im Westen Deutschlands zu erkennen. In Bayern wirkt der Vorsprung der kleineren Unionsschwester CSU weiterhin unangefochten. Ganz anders sehen dagegen die Wahrscheinlichkeitswerte zum Wahlausgang im Osten aus: Dort kommen die erwarteten Wahlkreisgewinner überwiegend von der AfD.

Hinweis: Die hier vorgestellte Wahlkreisprognose wurde am Freitag, 7. Februar 2025 erstellt. Die angegebenen Prozentwerte beziehen sich auf die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs. Die Wahlkreisprognose der Vorwoche finden Sie hier.

Die Wahlkreisprognose stellt den Versuch dar, das wahrscheinliche Wahlergebnis in den Regionen anhand eines ganzen Katalogs an Kriterien vorherzusagen. Berücksichtigt werden wahlentscheidende Faktoren wie demoskopische Trends, regionale Gegebenheiten, frühere Ergebnisse im Wahlkreis sowie die Aussichten der jeweils nominierten Kandidatinnen und Kandidaten.

Die Prognose liefert "laufend aktualisierte Erststimmenanteile im Wahlkreis für SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP, AfD und die Linke", beschreibt Matthias Moehl, der Kopf hinter Election.de, den Ansatz. Die Methode ist bewährt, erstmals zum Einsatz kam die Wahlkreisprognose zur Bundestagswahl 2002. Moehl arbeitet seitdem mit einem stetig verbesserten Projektionsverfahren.

Zur Bestimmung der Gewinnwahrscheinlichkeiten werden demnach insgesamt mehr als 30 Millionen mögliche Wahlergebnisse statistisch simuliert. "Dadurch ist die Prognose in der Regel präziser als einzelne Umfragen, die lediglich Momentaufnahmen mit zufälligen Schwankungen darstellen", sagt Moehl.

Die Wahlkreisprognose ergänzt die von Meinungsforschungsinstituten in repräsentativ erhobenen Umfragen zum politischen Meinungsbild und ermöglicht der breiten Öffentlichkeit Einblicke in regionale Strömungen und Tendenzen - bezogen auf die wahrscheinlichen Gewinner nach Erststimmen je Wahlkreis. Als Prognose liefert sie selbstverständlich nur Hinweise zum Stimmungsbild in der Fläche. Entscheidend für den Wahlausgang bleibt der Wählerwille, so wie er sich am Wahltag und in der Briefwahl in den abgegebenen Stimmen darstellt.

Im Ergebnis entsteht eine detaillierte Darstellung, wie sich die politische Landkarte in Deutschland am Abend nach der Bundestagswahl am 23. Februar verändern könnte - inklusive Antworten auf die Frage, welche Partei mit wie vielen Direktmandaten rechnen kann.

Die anstehende Bundestagswahl ist die erste Wahl auf Bundesebene, bei der das neue Wahlrecht zur Anwendung kommt. Der Bundestag ist künftig auf 630 Sitze begrenzt, für die Verteilung der Sitze entscheidend ist zunächst vor allem das Zweitstimmenergebnis. Die Anteile bei den Zweitstimmen entscheiden auch darüber, wie viele der gewonnenen Direktmandate in Parlamentssitze umgewandelt werden können.

Die SPD kann laut neuestem Stand der Wahlkreisprognose bundesweit mit 35 direkt gewonnenen Mandaten rechnen, die CDU kommt auf 147, die CSU auf 47. Die Grünen erreichen mit 11 Direktmandaten über die Erststimmen einen Sitz weniger als in der Vorwoche, die AfD bleibt unverändert bei 40 Direktmandaten.

Linke, SSW und FDP gehen dieser Prognose zufolge bei der Bundestagswahl bei den Direktmandaten leer aus. Der Bundestag könnte damit künftig nur noch vier Fraktionen umfassen.

Mindestens drei Direktmandate?

Die Aussicht auf ein Direktmandat kann für die Parteien am Wahlabend unter Umständen größte Bedeutung erlangen: Durch die weiterhin geltende Grundmandatsklausel können etwaige Erfolge bei den Erststimmen Parteien in den Bundestag verhelfen, auch wenn sie bei den Zweitstimmen bundesweit unter der Fünf-Prozent-Schwelle bleiben sollten. Um trotzdem noch ins Parlament einziehen zu können, müssen diese Kleinparteien oder Bündnisse allerdings in mindestens drei Wahlkreisen jeweils ein Direktmandat gewinnen.

Für die größeren Parteien bedeutet dagegen nicht jeder Wahlkreissieg einen zusätzlichen Platz im Parlament. Weil Ausgleichs- und Überhangmandate mit dem neuen Wahlrecht künftig entfallen, deckelt die neue Zweitstimmendeckung die Vergabe der insgesamt 630 Sitze.

"Ab der Bundestagswahl 2025 gewinnt eine Bewerberin oder ein Bewerber einer Partei einen Wahlkreissitz, wenn sie oder er in dem Wahlkreis die meisten Erststimmen erhalten hat und dieser Sitz außerdem durch Zweitstimmen gedeckt ist (sogenannte Zweitstimmendeckung)", heißt es in den Erläuterungen der Bundeswahlleiterin Ruth Brand.

Knackpunkt: Zweitstimmendeckung

Die neue Regelung kann dazu führen, dass lokale Erststimmenerfolge verfallen und bei der Zusammensetzung des Parlaments unberücksichtigt bleiben - je nachdem, wie erfolgreich die jeweilige Partei bundesweit abschneidet. Die aktuelle Wahlkreisprognose kommt für die anstehende Bundestagswahl auf insgesamt 19 nicht zugeteilte Direktmandate - ein wegfallendes Direktmandat mehr als in der Vorwoche. Zehn dieser Mandate entfallen auf die CDU, sieben auf die AfD und zwei auf die Linke. Betroffen könnten nach derzeitigem Stand der Linken-Politiker Sören Pellmann im Wahlkreis Leipzig II sowie Linken-Spitzenkandidat Gregor Gysi im Wahlkreis Berlin-Treptow-Köpenick sein.

Die Auswirkungen der neuen Wahlmodalitäten dürften damit vor Ort, bei den Parteien und auch überregional hohe Wellen schlagen. Verantwortlich ist neben dem Wegfall der Überhangmandate vor allem die Regelung der Zweistimmendeckung. Die Bundeswahlleiterin erklärt das Vorgehen so: "Zur Ermittlung der Zweitstimmendeckung werden in jedem (Bundes-)Land die Bewerberinnen und Bewerber einer Partei mit Erststimmenmehrheit nach fallendem Erststimmenanteil gereiht und die nach Zweitstimmen ermittelten Sitze eines Landes in der so gebildeten Reihenfolge an die Wahlkreisbewerberinnen und -bewerber einer Partei vergeben."

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Gewinnt eine Partei in einem Bundesland mehr Wahlkreise, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis Sitze im Bundestag zustehen, ziehen nur so viele Direktkandidaten und Direktkandidatinnen ins Parlament ein, wie es ihrem Zweitstimmenanteil entspricht. Die überschüssigen Erststimmensieger ziehen nicht in den Bundestag ein. Außen vor bleiben demnach vor allem jene Kandidaten, die in ihrem Wahlkreis mit vergleichsweise niedrigen Stimmenanteilen gewinnen, also in der Regel in den besonders eng umkämpften Wahlkreisen.

Noch dreht sich alles nur um Umfragen und Prognosen: Bis zum Wahltag bleiben den Parteien - und insbesondere den Wählerinnen und Wählern - noch zwei Wochen Bedenkzeit. Bis dahin kann im Wahlkampf noch einiges passieren. Entscheidend wird aller Voraussicht auch wieder sein, wie viele Wahlberechtigte in Deutschland sich dazu entschließen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Wahlkreisprognose wird jeweils wöchentlich aktualisiert. Das nächste Update steht turnusgemäß am 14. Februar an.

Quelle: ntv.de

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