Votum nach dem Ampel-Aus Alle Daten zur Bundestagswahl
14.03.2025, 14:00 Uhr Artikel anhören
Nach einer langen Wahlnacht blickt Deutschland auf das Ergebnis: Die vorgezogenen Neuwahlen verschieben die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag. Fünf Parteien schaffen es ins Parlament. Alle Daten, alle Infografiken zum Wahlausgang im Überblick.
Hochspannung in der Nacht nach der Bundestagswahl: Die Auszählung der Stimmen dauerte bis in die frühen Morgenstunden an. Am frühen Montagmorgen, kurz nach 4.15 Uhr, gab die Bundeswahlleiterin das vorläufige Wahlergebnis bekannt. Das amtliche Endergebnis der Wahl liegt seit 14. März vor: Die Daten bestätigen den Wahlsieg der Union.
Die beiden Schwesterparteien CDU und CSU gehen aus den vorgezogenen Neuwahlen als neue stärkste Kraft hervor. Die AfD steigt zur neuen zweitstärksten Kraft auf. Die SPD muss im Vergleich zu vorausgegangenen Bundestagswahl herbe Verluste hinnehmen und landet auf Platz drei vor den Grünen. Die Linke zieht mit einem Ergebnis von 8,8 Prozent der Stimmen erneut in den Bundestag ein. Die FDP scheitert laut endgültigem Auszählungsergebnis an der Fünf-Prozent-Hürde. Das "Bündnis Sahra Wagenknecht" BSW bleibt demnach mit 4,981 Prozent hauchdünn unter der entscheidenden Schwelle. Im Vergleich zum vorläufigen Auszählungsstand (4,97 Prozent) fällt das amtliche Endergebnis für das BSW nur unwesentlich besser aus.
Hinweis: Die Infografiken zur Bundestagswahl 2025 werden laufend aktualisiert. Das amtliche Endergebnis ist für den 14. März 2025 angekündigt.
"Wir haben diese Wahl gewonnen", hatte Unionsspitzenkandidat Friedrich Merz bereits am frühen Abend des Wahltags, dem 23. Februar erklärt. Der CDU-Politiker kündigte an, "so schnell wie möglich eine handlungsfähige Regierung" bilden zu wollen.
Bundeskanzler Olaf Scholz räumte die Niederlage ein. "Das ist ein bitteres Wahlergebnis für die sozialdemokratische Partei, das ist auch eine Wahlniederlage", sagte der SPD-Spitzenkandidat kurz nach Veröffentlichung der ersten Prognosen zum Wahlausgang.
Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck zeigte sich am Wahlabend offen für Koalitionsgespräche mit Union und SPD. "Falls es Bedarf für eine Kenia-Koalition gibt, kann man mit uns darüber reden", meinte er mit Blick auf ein mögliches Dreier-Bündnis der Grünen mit Christdemokraten und Sozialdemokraten. "Für Schwarz-Grün scheint es nicht zu reichen", fügte er im Hinblick auf die ersten Hochrechnungen hinzu. Laut endgültigem Wahlergebnis kämen Union und Grüne gemeinsam tatsächlich nur auf 293 der 630 Sitze.
Die AfD-Spitze Alice Weidel und Tino Chrupalla reagierte euphorisch auf die Zahlen zum Wahlausgang. Weidel sprach von einem "historischen Erfolg" ihrer Partei. "Wir sind offen für Koalitionsverhandlungen mit der CDU", erklärte Weidel. "Ansonsten", so Weidel, sei "kein Politikwechsel in Deutschland möglich"
"Man wollte uns halbieren, das Gegenteil ist eingetreten", rief Weidel in den Saal der AfD-Wahlparty. "Wir sind jetzt die politische Mitte", meinte Chrupalla. Auf die Union angesprochen, die eine Koalition mit der AfD vor der Wahl ausgeschlossen hatte, sagte Weidel: "Wir werden genauso konstruktive Oppositionsarbeit weitermachen wie seit dem Jahr 2017."
Die Chancen für eine schnelle Regierungsbildung hingen am Wahlabend vor allem noch an der Frage, wie vielen Parteien tatsächlich der Sprung in den Bundestag gelingt. Die Linkspartei erzielte ein unerwartet starkes Ergebnis und zieht mit deutlichem Abstand zur Fünf-Prozent-Hürde in den Bundestag ein.
Auszählungsergebnisse aus den Wahlkreisen
Für die FDP war bereits am späten Wahlabend klar, dass das Wahlergebnis der Liberalen nicht für einen Wiedereinzug in den Bundestag ausreicht. Parteichef und Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner kündigte nach dem Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde noch am Wahlabend den Rückzug aus der Politik an.
Das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) musste dagegen bis tief in die Nacht um den Einzug ins Parlament bangen. Zeitweise war offen, ob der Bundestag künftig fünf, sechs oder sieben Fraktionen umfassen könnte. Nach Auszählung aller 299 Wahlkreise lag das BSW in den Daten der Bundeswahlleiterin bei 4,972 Prozent - gerundet 5,0 Prozent - der abgegebenen Zweitstimmen. Wie aus den Daten zum vorläufigen Wahlergebnis am frühen Morgen hervorging, hat das BSW die entscheidende Schwelle tatsächlich knapp verfehlt. Einen Eilantrag, mit dem das BSW eine Neuauszählung erreichen wollte, lehnte das Bundesverfassungsgericht ab.
Die Spitzengremien der Parteien kamen am Tag nach der Wahl zusammen, um das Ergebnis der Bundestagswahl zu beraten. Wahlsieger Merz sprach am Vormittag mit CDU-Präsidium und -Vorstand über das weitere Vorgehen auf dem Weg zur angestrebten Regierungsbildung.
Auch die SPD des abgewählten Kanzlers Olaf Scholz kam unmittelbar nach der Wahl zu Beratungen zusammen. Dabei standen auch Fragen zur personellen Neuaufstellung rund um Parteichef Lars Klingbeil im Raum.
Um personelle Konsequenzen ging es auch bei der FDP. Parteichef Christian Lindner hatte bereits seinen Abschied aus der Politik angekündigt.
Rund 59,2 Millionen Wahlberechtigte waren an diesem Sonntag, 23. Februar dazu aufgerufen, im Rahmen vorgezogener Wahlen die Macht- und Mehrheitsverhältnisse im Bundestag neu zu bestimmen. Insgesamt standen 29 kleine und größere Parteien zur Wahl.
Fünf Parteien davon traten mit eigenen Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatinnen an. Neben dem amtierenden Kanzler Scholz für die SPD und Oppositionsführer Friedrich Merz von der CDU waren das Vizekanzler und amtierender Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen und Alice Weidel für die AfD sowie Sahra Wagenknecht, die für das nach ihr benannte Bündnis (BSW) kandidierte.
Vergleich zum Wahlergebnis 2021
Wo hofften prominente Kandidaten auf Erststimmen?
Übersicht: Wer stand wo zur Wahl?
29 teilnehmende Parteien
So entwickelten sich die Umfragewerte
Spitzenpolitiker und Zufriedenheitswerte
Rückblick: So hat Deutschland früher gewählt
Die Zahl der Wahlberechtigten lieben laut amtlicher Schätzung unter dem Niveau von 2021. Aufgerufen zur Wahl waren "mindestens" 59,2 Millionen Menschen, wie es beim Statistischen Bundesamt im Vorfeld hieß. Rund 675.000 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer kümmerten sich am Wahltag in den rund 65.000 Wahllokalen und bei der Briefwahl um den "ordnungsgemäßen" Ablauf.
Den Berechnungen der Wiesbadener Behörde zufolge umfasst die Gesamtzahl der Wahlberechtigten 30,6 Millionen Frauen und 28,6 Millionen Männer. Der Anteil der weiblichen Wähler liegt damit bei 52 Prozent. Bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2021 waren es insgesamt rund 61,2 Millionen wahlberechtigte Personen.
Wie aus den Daten weiter hervorgeht, rechneten die Statistiker mit einem leichten Überhang: Insbesondere in den höheren Altersgruppen sind Frauen in der Wählerschaft deutlich in der Mehrheit. Über alle Altersstufen hinweg beläuft sich der Unterschied auf rund zwei Millionen Personen.
Die Wahlbeteiligung lag bei den Bundestagswahlen in den vergangenen 75 Jahren stets deutlich als bei Europa- oder Landtagswahlen. Bei den Wahlen 1972 und 1976 wurden Quoten knapp über 90 Prozent erreicht. Bei der Bundestagswahl 1998 - dem Ende der Ära Kohl - machten immerhin noch 82,2 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch.
Nach der Jahrtausendwende ging die Wahlbeteiligung auf Bundesebene deutlich zurück und erreichte 2009 den bisher niedrigsten Stand bei 70,8 Prozent. Zum Vergleich: Bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2021 nahmen 76,6 Prozent der Wahlberechtigten an der Stimmabgabe teil. Bei der Bundestagswahl 2025 zeichnete sich früh eine hohe Wahlbeteiligung ab. Die Quote lag laut amtlichem Endergebnis bei 82,5 Prozent. Das ist die höchste Wahlbeteiligung seit der Bundestagswahl 1987.
Knapp vier Prozent der potenziellen Wähler durften am 23. Februar aufgrund ihres Alters zum ersten Mal bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Die Zahl der Erstwähler lag damit bei etwa 2,3 Millionen.
Der demografische Wandel schlägt sich auch in der Wahlbevölkerung nieder: Insgesamt sind ältere Menschen in Deutschland deutlich in der Überzahl. Fast ein Viertel (23,2 Prozent) der Wahlberechtigten war der amtlichen Statistik zufolge am Wahltag 70 Jahre oder älter.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa