Umfangreiche Datensammlung Bundeswehr erstellt Profile von Flüchtlingen
14.08.2015, 08:48 Uhr
Die Bundeswehr lässt bei ihrem Einsatz im Mittelmeer Vorsicht walten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit Hilfe des BND legt die Bundeswehr während ihrer Krisenmission im Mittelmeer Datenbanken zu den von ihr geretteten Flüchtlingen an. Der militärische Generalverdacht trifft auf Skepsis. Die Bundesregierung jedoch betont einen zukünftigen Nutzen.
Die Bundeswehr erstellt nach Informationen des "Spiegel" umfangreiche Personenprofile von Flüchtlingen, die sie im Mittelmeer aufgreift. Dazu seien vier Soldaten der Feldnachrichtentruppe zu der EU-Krisenoperation im Mittelmeer "European Union Naval Force - Mediterranean" abkommandiert worden, berichtete das Nachrichtenmagazin. Die Soldaten befragten "grundsätzlich alle" Flüchtlinge nach Namen, Alter, Wohnort, Beruf und Passdaten, außerdem sollen auch die letzten Aufenthaltsorte und Transitwege in Erfahrung gebracht werden, heißt es demnach in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion.
Die Angaben der Flüchtlinge würden in einer Datenbank gespeichert und könnten in einer späteren Phase der Militäroperation im Mittelmeer von großer Bedeutung sein, schrieb der "Spiegel". Für diese Phase erwägen die EU-Mitgliedstaaten, Schlepperboote in nordafrikanischen Häfen zu zerstören und eventuell sogar Bodentruppen zu entsenden. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) ist nach "Spiegel"-Informationen in die Militäroperation eingebunden: Er habe ein "Unterstützungselement Militärisches Nachrichtenwesen bereitgestellt", heißt es demnach.
Weitere Einzelheiten wolle die Regierung unter Verweis auf das "Staatswohl" nicht offen mitteilen, berichtete das Magazin. Der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko von der Linkspartei kommentierte das Vorgehen laut "Spiegel" skeptisch: "Der Einsatz von Militär und Geheimdiensten ist geeignet, die europäische Migrationspolitik weiter zu eskalieren." Aus seiner Sicht wäre es besser, die zivile Seenotrettung zu fördern.
Quelle: ntv.de, dka/AFP