Selbstmordattentäter in Kabul Bundeswehrverband befürchtet mehr Anschläge
25.08.2021, 10:38 Uhr
Man hört davon, dass sich Selbstmordattentäter in der Stadt befinden", sagt der Bundeswehrverband-Chef André Wüstner.
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Durch den bevorstehenden Abzug der US-Truppen spitzt sich die Gefahrenlage am Flughafen Kabul zu. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands geht von einem "enorm" hohen Anschlagsrisiko von mehreren Terrorgruppen aus und kritisiert die hohe Abhängigkeit der Europäer von den USA bei den Evakuierungen.
Der Bundeswehrverband befürchtet eine Zunahme von Anschlägen in Kabul. "Man hört davon, dass sich Selbstmordattentäter in der Stadt befinden", sagt der Vorsitzende André Wüstner im ZDF-Morgenmagazin. "Die Gefahr ist natürlich enorm, nicht nur was die Taliban anbelangt." Es gebe verschiedene terroristische Gruppierungen, "Menschen, die unterschiedliche Interessen haben in Afghanistan, und die werden versuchen, noch mal auf sich aufmerksam zu machen."

Der Bundeswehrverbandschef appelliert daran für Europa eigene militärische Handlungsoptionen zu entwickeln. Die Situation in Afghanistan zeige die große Abhängigkeit von den USA.
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Man könne nur hoffen, dass die USA den anderen Staaten den Rücken freihielten für die Flüge aus Afghanistan. "Ohne die Amerikaner hätten wir keine Chance, was diese Evakuierung anbelangt." Die Politik müsse "endlich Lehren ziehen aus diesem Fiasko", aus der Tatsache, dass Deutschland und die Europäer kaum handlungsfähig seien. "Das heißt, dass man sich in der nächsten Regierung Gedanken machen muss, wie man selbst eigene militärische Handlungsoptionen entwickelt. Und das bedeutet natürlich auch, endlich mal Worten auch Taten folgen zu lassen und Militär entsprechend zu befähigen."
Das Festhalten der USA am Abzug aus Afghanistan bis 31. August wird Wüstners Worten zufolge die Lage in Kabul nur noch schwieriger machen. "Das wird noch mal den Druck erhöhen". Die Europäer merkten, dass sie nun kleinere Truppenteile für den Abzug vorbereiten müssten. Natürlich plane auch die Bundeswehr Optionen für einen schnellen Abzug. Sie müsse nun sehen, dass sie über den Flughafen noch so viele einheimische Helfer der Deutschen mit ihren Angehörigen herausbringe wie möglich und dass die Soldaten heil zurückkämen. Danach müsse man sehen, dass man über Land, beispielsweise über die Nordgrenze, noch Leute herausbringe. Aber: "Wir wissen: Aktuell können wir nicht jedem helfen", sagte Wüstner. "Alle Versprechen wird man nicht halten können."
Quelle: ntv.de, ysc/rts/dpa