Obama will Stärke zeigen Chuck Hagel muss zurücktreten
24.11.2014, 16:09 Uhr
Chuck Hagel ist offenbar ein Bauernopfer.
(Foto: AP)
Er galt als der richtige Verteidigungsminister für den Abzug aus Afghanistan. Für den Kampf gegen den "Islamischen Staat" sucht US-Präsident Obama jedoch einen anderen.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel ist überraschend von seinem Amt zurückgetreten. Präsident Barack Obama dankte dem einzigen Republiker in seinem Sicherheitsteam für dessen Einsatz für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten.
Die "New York Times" bezeichnet den 68-Jährigen als erstes hochrangiges Opfer der jüngsten Kongresswahlen, bei denen die Republikaner die Mehrheit in beiden Parlamentskammern gewonnen haben. Dem Bericht zufolge geht er nicht freiwillig. Obama habe Hagel am vergangenen Freitag darum gebeten, seinen Rücktritt einzureichen. Grund für die Entscheidung sei die Einsicht, dass die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat andere Fähigkeiten verlange als jene, für die Hagel eingestellt worden sei.
Hagel ist seit knapp zwei Jahren Verteidigungsminister der USA. Seine zentrale Aufgabe war es, den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan zu organisieren. Dafür war er aus Obamas Sicht gut geeignet: Hagel ist Republikaner, hat sich aber wiederholt kritisch über den Irakkrieg und die Interventionspolitik der Bush-Regierung geäußert. In den nächsten Jahren werde es allerdings einen anderen Fokus geben, sagte ein Regierungsmitglied der "New York Times". Dennoch sei Hagel nicht gefeuert worden - er selbst habe die zwei Wochen andauernde interne Diskussion über seine Zukunft angestoßen.
Zugleich wies die Zeitung darauf hin, dass Hagels Mitarbeiter zuletzt sagten, der Minister gehe davon aus, bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt zu bleiben. Mit dem Rücktritt wolle das Weiße Haus vermutlich zeigen, dass es die öffentliche Kritik verstanden habe. Obamas Regierung war in Sicherheitsfragen zuletzt mehrfach als zögerlich kritisiert worden.
Hagel selbst kann man Zögerlichkeit gegenüber dem IS kaum anlasten: Im August sagte er, der "Islamische Staat" bedrohe "alle Interessen, die wir haben". Diese Äußerung war damals als Kritik an Obama verstanden worden. Der US-Präsident hatte im Januar den IS mit Ersatzspielern im Basketball verglichen, um seine Zweifel an der militärischen Durchschlagskraft der Terrormiliz auszudrücken.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa