Legende der US-Konservativen Clinton-Sonderermittler Kenneth Starr ist tot
14.09.2022, 02:00 Uhr
Kenneth Starr präsentiert im Jahr 1998 seine Ermittlungsergebnisse im Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses.
(Foto: dpa)
In den späten 1990er-Jahren bringt sein pikanter Ermittlungsbericht fast den damaligen US-Präsidenten Clinton zu Fall. Später wirkt Kenneth Starr erneut in einem Amtsenthebungsverfahren mit - diesmal unterstützt er als Anwalt Donald Trump. Nun ist der prominente und umstrittene Jurist an den Folgen einer Operation gestorben.
Der für seine Rolle als Sonderermittler im Lewinsky-Skandal bekannte US-Jurist Kenneth Starr ist tot. Nach Angaben seiner Familie starb er am Dienstag mit 76 Jahren in Houston im US-Bundesstaat Texas an Komplikationen infolge einer Operation. Der frühere Richter leitete als Sonderermittler in den 90er-Jahren die Untersuchung zur Affäre des damaligen Präsidenten Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky.
Clinton musste sich 1999 einem Impeachment-Prozess wegen Meineids und Justizbehinderung stellen, entging aber einer Amtsenthebung. Sein berüchtigter "Starr-Bericht", der das Verhältnis des Präsidenten mit Lewinsky dokumentierte, war mit intimen Details gespickt. Starrs Vorgehen wurde damals viel kritisiert - doch in konservativen Kreisen ist der Jurist eine Legende.
Als Uni-Präsident entlassen
Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, pries den Verstorbenen am Dienstag als "einen brillanten Anwalt, eine beeindruckende Führungspersönlichkeit und einen aufopfernden Patrioten" an. Selbst geriet der gottesfürchtige Jurist 2015 als Präsident der baptistischen Privatuniversität Baylor im Bundesstaat Texas wegen eines Sexskandals in die Kritik. Ihm wurde damals vorgeworfen, nicht angemessen auf Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Mitglieder der College-Football-Mannschaft reagiert zu haben. 2016 wurde er entlassen.
Der spätere US-Präsident Donald Trump bezeichnete Starr nach dem Clinton-Freispruch 1999 noch als "Katastrophe. Das hinderte ihn nicht daran, den Juristen im Jahr 2020 in seinem eigenen Amtsenthebungsverfahren in sein Anwaltsteam zu holen. Lewinsky kommentierte die Personalie damals bei Twitter mit den Worten: "Heute ist eindeutig ein Tag von der Sorte: 'Wollt ihr mich verarschen?'" Lewinsky hatte dem Juristen vorgeworfen, sie dereinst terrorisiert zu haben. Am Dienstag schrieb sie bei Twitter, ihre Gefühle zu Kenneth Starr seien "kompliziert", aber wichtiger sei der Schmerz seiner Angehörigen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP