Politik

Überraschender Erfolg Damit haben die Grünen nicht gerechnet

Sichtlich erleichtert treten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir auf der Wahlparty in Berlin vor ihre Anhänger.

Sichtlich erleichtert treten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir auf der Wahlparty in Berlin vor ihre Anhänger.

(Foto: picture alliance / Ralf Hirschbe)

Bei den Grünen ist die Erleichterung groß. Mit knapp über neun Prozent erreicht die Partei ihr zweitbestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl. Dabei gibt sich die Basis vor der ersten Prognose noch zurückhaltend optimistisch.

Mit glasigen Augen tritt Katrin Göring-Eckardt knapp eine halbe Stunde nach den ersten Hochrechnungen vor euphorisierte Anhänger. "Wer hätte damit gerechnet", begrüßt Göring-Eckardt das jubelnde Wahlkampfparty-Publikum in einer ehemaligen Brauerei in Berlin-Neukölln. Die Grünen haben ihr selbst auferlegtes Wahlziel nicht erreicht, von dem Ergebnis sind sie trotzdem überrascht.

Eine knappe Stunden zuvor steht Verena Greichen am Rande der Bühne. "Ich glaube acht Prozent sind realistisch, so wie letztes Mal", sagt die 37-Jährige, die seit zwei Jahren Mitglied der Partei ist. Ganz lang habe der Wahlkampf auf sie wie sediert gewirkt, viele kontroverse Themen hätten einfach nicht stattgefunden. "Ich finde es auch schade, dass Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir gefühlt die ganze Zeit Steine in den Weg gelegt worden sind", sagt Greichen. Dabei sei gerade Özdemir ein sehr charismatischer Kandidat und Göring-Eckardt eine Kandidatin mit Profil.

Die Anspannung löst sich in Grölen auf

Nicht weit entfernt steht Steffi Otto. Sie hofft auf ein Wahlergebnis zwischen neun und zehn Prozent. Fügt aber hinzu: "Realistisch sind wohl eher sieben." Auch sie findet, dass viele Themen im Wahlkampf auf der Strecke geblieben sind. "Die Klimapolitik hat überhaupt keine Rolle gespielt. Dabei muss man gerade wenn man über Fluchtursachen spricht auch über den Klimawandel reden", sagt die 29-Jährige.

Als kurz nach 18 Uhr der grüne Balken der ersten Hochrechnung bei 9,5 Prozent stehen bleibt, löst sich in dem Veranstaltungsraum die Anspannung plötzlich mit einem lauten Grölen auf. Fäuste werden in die Luft gestreckt. Menschen fallen sich in die Arme. Zwar ist es der Partei nicht gelungen drittstärkste Kraft zu werden, die Erleichterung scheint trotzdem groß. Immerhin fahren sie ihr zweitbestes Ergebnis in einer Bundestagswahl ein.

Während Göring-Eckardt mit den Tränen ringt, als sie über schwierige Koalitionsverhandlungen und die Verantwortung der Partei redet, setzt Cem Özdemir sein bestes Pokerface auf. Mit den Grünen wird es ein Bündnis aus Schwarz-Gelb-Grün nur mit einer "klaren Vorfahrt für den Klimaschutz", einer Politik, die sich nicht gegen die Europäische Union richtet und mit einer "kraftvollen Stimme für Gerechtigkeit und gegen Rassismus" geben. Doch können die Grünen diesen Kurs ohne Kompromisse durchsetzen?

SPD-Absage als Chance für die Grünen

Bei der Basis herrscht eine gewisse Skepsis. "Jamaika? Mal schauen, ich finde das nicht großartig", sagt Greichen. Dass die SPD scheinbar kein Interesse an einer Neuauflage der Großen Koalition habe, sei eine Chance für die Grünen zu regieren. "Gleichzeitig steigt damit aber sicherlich auch der Druck auf die Partei."

Yvonne, die ihren Nachnamen nicht verraten will, freut sich über das gute Ergebnis der Grünen. Sie wünsche sich, dass die Grünen sich an einer Regierung beteiligen, aber sie sagt auch: "Ich würde mir nicht wünschen, dass die Grünen in eine Koalition mit der FDP gehen. Das macht mir wirklich Bauchschmerzen."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen