Politik

"Das Duell": Dreyer attackiert Kauder "Das steht im Koalitionsvertrag"

Heiner Bremer diskutiert mit Malu Dreyer (l.) und Marie-Christine Ostermann (r.).

Heiner Bremer diskutiert mit Malu Dreyer (l.) und Marie-Christine Ostermann (r.).

Die SPD will mehr Transparenz bei Gehältern, damit Frauen in Gehaltsverhandlungen besser abschneiden. Unionsfraktionschef Kauder stellt den Plan in Frage. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, schießt zurück.

Nach der Kritik von Unionsfraktionschef Volker Kauder an den SPD-Plänen für mehr Transparenz bei Gehältern schießt die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), zurück. "Ich kann nur sagen, dass es eine ganz klare Vereinbarung im Koalitionsvertrag gibt", sagte Dreyer in "Das Duell bei n-tv" (Thema: "Transparente Gehälter und Mindestlohn – SPD im Regulierungsrausch?"). "So wie jetzt der Mindestlohn und die Frauenquote umgesetzt wird, so steht auch etwas zur Lohngerechtigkeit in diesem Koalitionsvertrag", sagte Dreyer. Sie sei zuversichtlich, dass die Große Koalition diese Vereinbarungen auch umsetzen werde.

"Schlusslicht in Europa"

Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) will bekanntlich Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten per Gesetz verpflichten, Gehaltsgruppen offenzulegen – so sollen sich Mitarbeiter informieren können, was ähnlich qualifizierte Kollegen verdienen. Das soll vor allem Frauen helfen, bei Gehaltsverhandlungen selbstbewusster aufzutreten. Kauder hatte gesagt, dass es dieses Jahr mit einem Gesetz nichts mehr werde. Dreyer hält die Gesetzesinitiative aber für dringend geboten: "Diese Transparenz brauchen wir, weil wir nach wie vor in Deutschland den beklagenswerten Zustand haben, dass wir ein Lohngefälle zwischen Männern und Frauen haben: 22 Prozent. Wir sind eines der Schlusslichter in Europa."

"Transparente Gehälter schaden Betriebsfrieden"

Die Unternehmerin Marie-Christine Ostermann (FDP), Dreyers Gesprächspartnerin, findet Schwesigs Gesetzespläne überflüssig. "Ich glaube nicht, dass es den Frauen etwas bringt", so Ostermann, die einen Lebensmittelgroßhandel mit 150 Angestellten führt. Stattdessen war sich Ostermann "ziemlich sicher, dass dieses Gesetz sehr viel Missfrieden schaffen würde in den Betrieben und sehr viel Bürokratie." Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen sei hauptsächlich auf die schlechten Rahmenbedingungen für Familien zurückzuführen: "Wir brauchen mehr Kitaplätze, Ganztagsschulen, und eine viel bessere Betreuung rund um die Uhr für die Kinder – damit eben Eltern auch Karriere machen können, Mütter wie Väter", sagte Ostermann.

Auch zur letzten Freitag im Bundestag beschlossenen Frauenquote waren die Gesprächspartnerinnen unterschiedlicher Meinung. Künftig müssen 30 Prozent der Aufsichtsräte in großen Konzernen weiblich sein. Ostermann, die selbst in zwei Aufsichtsräten sitzt, hält die Frauenquote nicht für hilfreich. "Das Problem ist einfach, dass es halt sehr wenige Frauen gibt, die die Qualifikation und die Erfahrung haben, in einem börsennotierten großen Unternehmen eine Aufsichtsratsfunktion wahrzunehmen. Die Firmen suchen händeringend nach Frauen, aber es gibt einfach zu wenige", so Ostermann. Für sie ist die Frauenquote "reine Symbolpolitik, die nicht viel bringt."

"Guten Tag, Frau Dreyer, meine sehr geehrten Herren"

Ministerpräsidentin Dreyer verteidigte die Frauenquote: "Die Quote hat in vielen Bereichen – Politik beispielsweise – dafür gesorgt, dass auch Frauen eine Chance haben, sich wirklich zu entwickeln. Ich finde es höchste Zeit, dass wir in der Wirtschaft auch mal so eine Regelung haben." Dreyer erinnerte an Zeiten zu Anfang ihrer Karriere: "Als ich begonnen habe in der Politik, hieß es immer: "Schönen guten Tag Frau Dreyer, meine sehr geehrte Herren" – weil ich meistens die alleinige Frau war. Das hat sich vollkommen verändert."

Quelle: ntv.de

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