Lebenslange Haft für Roma-Mörder in Ungarn Der Hass bleibt gesellschaftsfähig
06.08.2013, 12:54 Uhr
Vor diesem ausgebrannten Haus erschossen die Rechtsextremen einen Vater und seinen fünfjährige Sohn auf der Flucht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es sind Bilder wie aus einem Kriegsgebiet: Ungarische Rechtsextreme zünden ein Haus an und erschießen die fliehenden Einwohner. Nun werden die vier Täter zu drastischen Haftstrafen verurteilt. Dass der Rassismus gegen Roma damit nicht beseitigt ist, zeigt ein aktueller Fall.
Im Prozess um eine rassistisch motivierte Mordserie an Roma in Ungarn sind alle vier Angeklagten schuldig gesprochen und zu drastischen Haftstrafen verurteilt worden. Die Brüder Arpad und Istvan K. sowie der dritte Hauptangeklagte Zsolt P. bekamen lebenslange Gefängnisstrafen für ihre Taten auferlegt. Der vierte Angeklagte Istvan C. soll 13 Jahre hinter Gitter.
Die Beschuldigten waren zur Tatzeit zwischen 28 und 42 Jahre alt, sind allesamt Ungarn und bekennende Neo-Nazis. Zwei der Täter waren Mitglieder der mittlerweile verbotenen, paramilitärischen "Ungarischen Garde". Ein anderer ist ein ehemaliger Berufssoldat.
Vorgeworfen wurde den Männern eine Serie aus neun Anschlägen, bei denen es zu sechs Todesfällen gekommen war. Unter anderem wurden ein Vater und sein fünfjähriger Sohn erschossen, als sie aus ihrem in Brand gesetzten Haus zu fliehen versuchten. Laut Staatsanwaltschaft planten die vier Männer ihre Taten "mit militärischer Umsicht" aus Hass gegen Roma. Ihr Plan sei auch gewesen, Spannungen zwischen Roma und dem Rest der Bevölkerung eskalieren zu lassen.
Kritik an Orban-Regierung
Von dem Gerichtsurteil hatten Beobachter auch ein politisches Signal erwartet. Kritiker werfen der rechtsnationalen Regierung unter Viktor Orban vor, zu wenig Distanz zu Rechtsextremisten zu halten und zu wenig gegen die Diskriminierung der Roma zu tun. Den Vorwurf nährte jetzt ein Skandal im nordungarischen Ozd: Dort kappte die Stadtverwaltung trotz extremer Sommerhitze die Wasserversorgung für eine bitterarme Roma-Siedlung. Die Begründung folgt einem klassischen antiziganistischen Vorurteil: Die Roma verschwendeten angeblich Wasser, das sie nicht bezahlten.
Die Roma sind eine Volksgruppe, deren Ursprung in Indien vermutet wird. Seit mindestens 700 Jahren leben sie in Europa. In vielen Staaten stellen die Roma eine marginalisierte ethnische Minderheit dar und werden immer wieder Opfer von Verfolgung und ethnischen Säuberungen. Trotzdem schiebt Deutschland immer noch Roma in kritische Länder wie Ungarn und Kosovo ab, wie Hilfsorganisationen kritisieren.
Quelle: ntv.de, mkr/dpa/AFP