"Das Erreichte nicht aufs Spiel setzen" Deutschland für längeren Afghanistan-Einsatz
03.10.2015, 08:37 Uhr
In Kundus stellten die afghanischen Sicherheitskräfte unter Beweis, dass sie nicht Herr der Lage im eigenen Land sind.
(Foto: dpa)
Nur mit Hilfe der Nato gelang es der afghanischen Armee, die Taliban aus Kundus zu vertreiben. Deutschland setzt sich daher laut einem Bericht dafür ein, den Einsatz zu verlängern. Derweil stehen US-Piloten unter Verdacht, ein Krankenhaus bombardiert zu haben.
Das Verteidigungsministerium will den Militäreinsatz in Afghanistan einem Bericht zufolge um ein Jahr verlängern. Ministerin Ursula von der Leyen werde dies beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in der kommenden Woche in Brüssel vorschlagen, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Nato-Diplomatenkreise. Der für Ende 2016 geplante Abzug werde angesichts der Angriffe der radikalislamischen Taliban als "verfrüht" eingeschätzt. Deutschland wolle "das, was in Afghanistan bisher erreicht wurde, nicht aufs Spiel setzen".
Die Taliban hatten am Montag die nordafghanische Stadt Kundus erobert. Die Armee startete eine Gegenoffensive. Am Freitag meldeten die Sicherheitskräfte die Rückeroberung der Stadt. Ende 2014 hatte die Nato ihren Kampfeinsatz beendet. Für die Folgemission "Resolute Support" sind noch etwa 13.000 Nato-Soldaten mit Ausbildungs- und Beratungsauftrag im Land, darunter bis zu 850 deutsche Soldaten.
US-Piloten könnten Krankenhaus bombardiert haben
Die Nato prüft unterdessen, ob US-Kampfpiloten versehentlich ein Krankenhaus in Kundus bombardiert haben. Das berichtet die BBC. Bei einem Angriff auf die Einrichtung der Organisation Ärzte ohne Grenzen im nordafghanischen Kundus wurden mindestens drei Klinikmitarbeiter getötet. Mehr als 30 Menschen würden vermisst, teilte die Organisation am frühen Samstagmorgen im Internet mit. Das Krankenhaus wurde von den nächtlichen Explosionen demnach sehr stark beschädigt.
Der Leiter von Ärzte ohne Grenze vor Ort, Bart Janssens, erklärte, es lägen noch keine abschließenden Angaben über die Zahl der Opfer vor. Er äußerte sich schockiert über den Angriff und forderte alle Konfliktparteien auf, die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu respektieren.
Seit dem überraschenden Taliban-Angriff am Montag sind nach Angaben der Organisation in der Klinik 394 Verletzte behandelt worden. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs am Samstag seien 105 Patienten, Angehörige und gut 80 Mitarbeiter in dem Gebäude gewesen, erklärte Janssen. Die Klinik wird ausschließlich aus Spenden finanziert und behandelt jeden - unabhängig von Herkunft oder Religion.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP