Politik

Ostpartei adé Die AfD tut den Linken weh

Gewinner und Verlierer: Leif-Erik-Holm und die AfD klauten den Linken in Mecklenburg-Vorpommern 18.000 Wähler.

Gewinner und Verlierer: Leif-Erik-Holm und die AfD klauten den Linken in Mecklenburg-Vorpommern 18.000 Wähler.

(Foto: dpa)

Politisch stehen sich die beiden Parteien nicht gerade nah. Aber die AfD kostet die Linke viele Wähler. Im Osten verliert die Partei etwas, das für sie existenziell ist.

Die AfD hat das deutsche Parteiensystem gehörig durcheinander gewirbelt. Das Erstarken einer neuen Kraft hat spürbare Folgen, für CDU und SPD, aber auch für die Linke. In den neuen Ländern genoss sie bisher den Status einer Volkspartei. Sie holte mehr als 20 Prozent, war mindestens zweitstärkste Kraft. Aber die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zeigt: Die AfD bringt sie um ihre Vormachtstellung. Für die Linke ist das höchst riskant.

Die Entwicklung begann bereits vor zwei Jahren. Bei fast allen Landtagswahlen im Osten nahm die AfD den Linken von allen Parteien die meisten Wähler weg. In Sachsen wechselten 15.000 Wähler zur AfD, in Brandenburg 20.000, in Sachsen-Anhalt im März dieses Jahres 28.000. In Brandenburg brachen die Linken um 8,6 Prozent ein, in Sachsen-Anhalt 7,4 Prozent. In beiden Ländern rutschte die Partei unter die 20-Prozent-Marke. In Mecklenburg-Vorpommern verloren die Linken 18.000 Wähler an die AfD und rutschten auf 13 Prozent ab. Damit sind sie nur noch vierstärkste Partei im Land.

Für die Linken ist das höchst problematisch. Ihr starkes Abschneiden im Osten half ihr in der Vergangenheit stets, die Schwäche im Westen zu kompensieren und damit den Einzug in den Bundestag zu sichern. Seit der Wende profilierte sich die Partei im Osten schnell als regierungsfähige Partei. Dabei gelang es, neben einer stabilen Stammwählerschaft auch ein beträchtliches Potenzial an Protestwählern zu binden. Die spezielle Ostmentalität war das Alleinstellungsmerkmal der Partei. Darin war die Linke konkurrenzlos - bis die AfD kam. Viele Wähler haben dem Original den Rücken gekehrt und sind weitergezogen.

AfD bietet attraktiveres Gesamtpaket

Von den Linken zur AfD: Auf den ersten Blick mag das paradox sein. Beide Parteien besetzen die entgegengesetzten Pole des deutschen Parteienspektrums. Aber ob links oder rechts: In ihrer Denkzettel-Denke ist ein beträchtlicher Teil der Protestwähler erstaunlich flexibel. Vielen bietet die AfD das attraktivere Gesamtpaket. Dabei mag es eine Rolle spielen, dass viele die Linke inzwischen zum "Allparteienkartell" zählen. Vor allem in der Flüchtlingspolitik dürften viele Wähler von ihr zuletzt nicht das gehört haben, was sie gerne wollten. Mit Ausnahme von Sahra Wagenknecht, die in der Flüchtlingspolitik häufig in den AfD-Tonfall eingestimmt ist.

Die Linkspartei hat gute Jahre hinter sich. Seit ihrer Gründung nach den Hartz-IV-Reformen zeigte die Entwicklung stets nach oben. Im Bund holte sie zweistellige Ergebnisse, zuletzt war sie sogar größte Oppositionspartei im Bundestag. Der Bedeutungsverlust im Osten ist daher ein herber Rückschlag, vor allem für den pragmatischen und nach Regierungsverantwortung strebenden Teil der Partei, der in den neuen Ländern besonders stark ist. Ihr innerparteilicher Einfluss gegenüber den westlichen Landesverbänden, die lieber auf Fundamentalopposition setzen, wird abnehmen.

Das veränderte Parteiensystem hat jedoch nicht nur negative Konsequenzen für die Linken. Die AfD zwingt alle Parteien zu mehr Flexibilität. Die Regierungsbildung ist deutlich schwieriger geworden, vielfach wird es künftig nicht mehr ohne Dreierkoalition gehen. Dafür werden die Linken gebraucht. Die Partei wird - auch in westdeutschen Bundesländern - Regierungsverantwortung übernehmen müssen. Dies ist eine Zerreißprobe für die in Flügelkämpfen erfahrene Partei. Gleichzeitig ist es eine Chance, die die Linke nutzen muss.

Quelle: ntv.de

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