Vier Fragen an Forsa "Die Große Koalition ist am beliebtesten"
21.08.2013, 12:06 Uhr
Zusammen in die Zukunft? Öffentlich distanzieren sich Kanzlerin Merkel und SPD-Chef Gabriel von einer Großen Koalition, aber vielleicht haben sie am Ende keine andere Wahl.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Neue Woche, neue Unruhe: Der Schwenk in der Steuerpolitik bringt der SPD viel Ärger ein. Monatelang Steuerhöhungen verteidigen und jetzt zurückrudern, "das ist wenig glaubwürdig", sagt Forsa-Politikchef Peter Matuschek. Doch den Wahlausgang hält er weiter für offen. Notfalls bleibt eine Option, die keiner will - außer den Wählern.
n-tv.de: Kanzlerin Merkel sagt, der Wahlausgang werde "sehr, sehr knapp". Hat sie recht?
Peter Matuschek: Nach dem, was wir derzeit in den Umfragen sehen, ist es so. Schwarz-Gelb konnte in dieser Woche zulegen und liegt vor Rot-Grün und Rot-Rot-Grün, aber es ist ja noch einen Monat Zeit bis zur Wahl. Der Vorsprung ist nicht so groß, dass sich da nicht noch etwas verändern könnte. Dass es für Schwarz-Gelb am Ende reicht, ist noch lange nicht ausgemacht.
Wieso hat sich Schwarz-Gelb in dieser Woche noch einmal absetzen können von Rot-Grün?
Der Rückgang im rot-grünen Lager geht vor allem auf die SPD zurück, die sich unter anderem mit ihrer Steuerdebatte keinen Gefallen getan hat. Die Sozialdemokraten haben nach wie vor mit mangelnden Kompetenzwerten zu kämpfen und mit ihrem Kanzlerkandidaten, der wieder weiter hinter die Kanzlerin zurückgefallen ist.
SPD-Chef Gabriel hat erklärt, im Falle eines Wahlsiegs möglicherweise auf die geplanten Steuererhöhungen zu verzichten. Ist das aus Ihrer Sicht ein Manöver, um eine Große Koalition vorzubereiten?
Ich kann nicht beurteilen, ob das eine Strategie ist. Von außen würde ich das nicht als koalitionstaktisch interpretieren. Das Erscheinungsbild der SPD ist dadurch für die Wahlbürger zumindest nicht besser geworden, zumal die Partei ja in dieser Frage offenbar auch nicht mit einer Stimme spricht. Es ist auch kein Signal, das dazu angetan ist, ihre Kompetenzwerte steigen zu lassen. Monatelang hatte man Steuererhöhungen verteidigt, nun rudert man zurück. Die Grünen machen es im Gegensatz zur SPD da deutlich stringenter. Sie argumentieren: Der Staat braucht Geld, wir wollen dieses und jenes finanzieren und dazu erheben wir die Steuern. Der Schwenk der SPD ist dagegen wenig glaubwürdig und zeigt im Übrigen einmal mehr, dass die Steuerpolitik ein Thema ist, das sich für den Wahlkampf wenig eignet.
Neben der Großen Koalition gibt es in den vergangenen Wochen auch immer wieder Spekulationen um Schwarz-Grün und Rot-Rot-Grün. Welche Koalitionen sind bei den Deutschen denn am beliebtesten?
Das ist unverändert und mit großem Abstand die Große Koalition. Die Erfahrung mit der letzten Großen Koalition war aus Sicht der Bürger gar nicht so schlecht. Die Mehrheit der Wähler hat eine Grundorientierung zum Konsens in der Politik. Häufig ist ja das Argument zu hören, dass Parteien die Unterschiede mehr betonen sollten und man sich mehr voneinander abgrenzen sollte. Die Wähler sehen das anders. Da überwiegt der Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen den Parteien statt eines als Inszenierung wahrgenommenen Streits. Deswegen steht die Große Koalition hoch im Kurs. Danach erst folgt Rot-Grün und noch weiter dahinter Schwarz-Gelb.
Mit Peter Matuschek sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de