Gegen Opfermythos und Pegida Dresden erinnert an NS-Verbrechen
13.02.2016, 18:13 Uhr
"Täterspuren suchen statt Opfermythen pflegen" lautet der Aufruf des Bündnissen Dresden Nazifrei.
(Foto: dpa)
Der 13. Februar ist ein symbolisch umkämpfter Tag in Dresden. Während Neonazis die Bombardierung für ihre Zwecke instrumentalisieren, eine Menschenkette an Bombenopfer erinnert, fordern andere eine Aufarbeitung der Mittäterschaft vieler Deutscher.
In Dresden haben anlässlich des Jahrestages zahlreiche Veranstaltungen das Thema der Zerstörung der Stadt im Nationalsozialismus durch Alliierte aufgegriffen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) betonte bei einer Kranzniederlegung auf dem St.-Pauli-Friedhof, dass bei dem Gedenken an die rund 25.000 Todesopfer nicht vergessen werden dürfe, wer den Krieg herbeigeführt habe.
Auf dem Friedhof liegen von Nazis ermordete Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen. Ein Mahngang mit dem Namen "Täterspuren" des Bündnisses Dresden Nazifrei führte an verschiedene Punkte der Stadt, an denen NS-Verbrechen begangen oder geplant worden waren. Das Bündnis engagiert sich eigenen Worten folgend gegen den praktizierten Geschichtsrevisionismus. Der bereite rechten Ideologien Nährboden. Das Bündnis fordert demnach ein Bekenntnis sowie eine Aufarbeitung der Mittäterschaft der Dresdner Bevölkerung im Nationalsozialismus.
In Dresden schnitt die NSDAP besonders gut ab
Mit einer Menschenkette, die am Abend die beiden Elbufer der Innenstadt verband, wollte Dresden zudem ein Zeichen des Miteinanders gegen Krieg und Gewalt setzen. Begleitet vom Geläut der Kirchenglocken reichten sich tausende Menschen die Hand zu einer Menschenkette und gedachten so der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert. Erstmals führte die Menschenkette in diesem Jahr auch durch den Zwinger und über den Theaterplatz vor der Semperoper. Der Theaterplatz wurde in den vergangenen Monaten immer wieder vom fremden- und islamfeindlichen Pegida-Bündnis für Kundgebungen genutzt. In die Menschenkette reihte sich auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ein.
Wer verstehen wolle, was am 13. Februar 1945 passiert sei und wie es dazu gekommen sei, müsse zuhören können, sagte Hilbert bei einem Bürgerdialog. Er wünsche sich, dass die Dresdner dies wieder mehr tun, meinte er mit Blick auf die Spaltung der Stadtgesellschaft nach über einem Jahr Pegida.
Eine Gedenkveranstaltung fand auch auf dem Äußeren Matthäusfriedhof, am Güterbahnhof Neustadt statt, von dem aus in der NS-Zeit Juden deportiert wurden. Eine weitere Veranstaltung gab es am Urnenhain Tolkewitz, wo sich eine Gedenkstätte für die Euthanasieopfer der NS-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein befindet. Dresden war eine Hochburg der Nationalsozialisten, die bei den Reichstagswahlen 1932 und 1933 in Sachsen besonders gut abschnitten. In der Elbestadt fand die erste Bücherverbrennung und die erste Ausstellung über "Entartete Kunst" statt. Mit dem Gang an die Tatorte in der Stadt will Dresden Nazifrei einer Mythisierung Dresdens als unschuldige Opferstadt entgegenwirken.
Wie in den vergangenen Jahren versuchten auch diesmal Rechtsextreme, das Gedenken zu missbrauchen. Einem Neonazi-Aufmarsch in einem Plattenbauviertel am Stadtrand stellten sich am Freitagabend Hunderte mit lautstarkem Protest entgegen. Die Polizei war mit neun Hundertschaften aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Einsatz.
Auch die AfD meldete eine Veranstaltung an. Dem Aufruf folgten entgegen der erwarteten 1000 nur etwa 300 Menschen.
Quelle: ntv.de, apo/dpa