Debatte um Krankenakte Drückte Trump sich vor dem Wehrdienst?
02.08.2016, 16:11 Uhr
An Protesten gegen den Vietnamkrieg hat sich Donald Trump nie beteiligt. "Ich hatte anderes zu tun", sagt er.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Donald Trump hat einen Vietnamveteranen beleidigt und streitet öffentlich mit den Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten. Er selbst scheint sich erfolgreich vor dem Krieg gedrückt zu haben.
Erst im Dezember sagte Donald Trumps langjähriger Hausarzt, der 70-jährige US-Präsidentschaftskandidat werde - sollte er denn von den Amerikanern gewählt werden - der "gesündeste Präsident der US-Geschichte" sein. Das ist kein Wunder. Trump ist nicht nur begeisterter Golfer: Schon als Teenager spielte er Fußball, Tennis und Squash. Wie die "New York Times" berichtet, ist die Krankenakte des Immobilientycoons weniger dick als ein Finger. Auch Trump selbst spricht über seine Gesundheit - wie immer, wenn es um ihn selbst geht - in Superlativen. Bis auf eine Blinddarm-OP, die er als Zehnjähriger über sich ergehen lassen musste, grenze seine Gesundheit an "Perfektion".
Eine Kleinigkeit ließen Trump und sein Arzt allerdings unerwähnt. Kurz nach seinem College-Abschluss 1968 wurde Trump aus medizinischen Gründen ausgemustert - der blutige Vietnamkrieg blieb ihm deshalb erspart. Ein ärztliches Attest soll ihm damals bestätigt haben, dass er an Fersenspornen in den Füßen leide. Bei dieser Erkrankung bilden sich teils scharfkantige, knöcherne Wucherungen an den Rändern der Knochen, die - wenn sie an den Füßen wuchern - das Laufen über lange Distanzen erschweren können.
Doch an dieser Version gibt es mittlerweile Zweifel. Aus den Wehrdienstunterlagen, die heute im US-Nationalarchiv liegen, geht dem Bericht der "New York Times" zufolge nicht hervor, warum genau der damals 22-Jährige vom Militärdienst befreit wurde. Auch eine angefragte Kopie der Bescheinigung seines Arztes, an dessen Namen sich Trump nach eigener Aussage nicht mehr erinnern kann, blieb sein Büro bis heute schuldig. Geht es um den Fersensporn, wird der Geschäftsmann plötzlich vergesslich. Auf einer Pressekonferenz konnte Trump nicht einmal beantworten, welcher Fuß damals betroffen war. Einen Tag später teilte sein Wahlkampfteam mit, es seien beide gewesen.
"In gewisser Weise schuldig"
Die Vermutung liegt nahe, dass sich Trump absichtlich um Wehrpflicht gemogelt hat. Er wäre ja auch nicht der Einzige. Charles Freehof, der damalige Wehrdienstbeauftrage am Brooklyn College, sagte der "Times", es habe damals viele junge Männer gegeben, die einen Weg suchten, um den Kriegseinsatz zu vermeiden. Ein ärztliches Attest sei eine "besonders effektive Option" gewesen. Trump selbst hatte erst im Dezember in einem Interview mit dem Sender ABC beteuert, er fühle sich "in gewisser Weise schuldig", weil er nicht in Vietnam gedient habe, und dass er gegangen wäre, wenn man ihn darum gebeten hätte.
Tatsächlich aber hatte sich Trump schon vor 1968 viermal der Einberufung entzogen, indem er argumentierte, dass er neben dem Studium als Immobilienunternehmer tätig sei - das alles zu einer Zeit, als Hunderttausende US-Soldaten in Vietnam kämpften, auch sein Parteikollege John McCain, den Trump sogar als Schwächling abgestempelt hat, weil er in vietnamesische Kriegsgefangenschaft geraten war.
Attacke gegen Veteranen
Aktuell steht der 70-Jährige wegen einer neuerlichen Attacke gegen die muslimischen Eltern eines gefallenen Irak-Soldaten in der Kritik. Khizr Khan, der Vater des 2004 im Irak getöteten Humayun Khan, hatte am vergangenen Donnerstag beim Parteitag der Demokraten eine bewegende Rede gehalten. Darin hielt er Trump vor, im Gegensatz zu ihm "nichts und niemanden geopfert" zu haben. Der Präsidentschaftskandidat reagierte biestig. "Ich denke, ich habe eine Menge geopfert", erwiderte Trump. "Ich arbeite sehr, sehr hart. Ich habe Tausende Jobs geschaffen. Ich hatte riesigen Erfolg. Ich denke, ich habe viel getan." Dem Land gedient, das er führen will, hat er allerdings nicht.
In die Defensive will sich Trump dennoch nicht drängen lassen. Auf Twitter schrieb er, es gehe bei dem Streit "gar nicht um Herrn Khan, der überall Interviews gibt, sondern eigentlich um radikalislamischen Terrorismus und die USA. Kommt zur Vernunft!"
Quelle: ntv.de, jug