Politik

Politiker muss Auftritt abbrechen Ein Leak heizt den Schottland-Wahlkampf an

Die Tour von Ed Miliband durch ein Einkaufszentrum dauerte kürzer als vorgesehen.

Die Tour von Ed Miliband durch ein Einkaufszentrum dauerte kürzer als vorgesehen.

(Foto: REUTERS)

Ein Geheimdokument bringt zusätzliche Aufregung in den schottischen Wahlkampf. Plante die Regierungspartei genau die Kürzungen, die sie selbst scharf kritisiert? Beiden Seiten beschimpfen sich als "Lügner", Politiker geraten in Bedrängnis.

Das Referendum beginnt schon morgen und die Umfragen zeigen immer noch kein deutliches Bild davon, wie es ausgehen wird. Zwar liegen die Gegner der Unabhängigkeit vorne, aber eben nur knapp: Der Vorsprung beträgt nur 1 bis 7 Prozentpunkte, in einzelnen Umfragen liegen sogar die Befürworter vorne. 2 bis 9 Prozent der Schotten geben an, sich noch nicht entschieden zu haben. Die Situation ist "to close to call", wie man in Großbritannien sagt – zu eng, um einen Gewinner auszurufen.

Die Befürworter der Spaltung sehen ihre jahrelange Arbeit gefährdet, ihre Gegner wollen nichts unversucht lassen, das Vereinigte Königreich zu retten. Die Debatten werden hitziger, immer öfter ist auf Twitter von Rangeleien zu lesen oder von Wahlkampfständen, die umgestoßen werden.

In dieser Situation sorgt ein "Leak" der BBC für zusätzliche Unruhe. Der öffentlich-rechtliche Sender berichtet von einem vertraulichen Papier der Scottish National Party (SNP), der Regierungspartei in Schottland und wichtigsten Kämpferin für die Unabhängigkeit. Darin geht es um einen Plan, die Ausgaben für das Gesundheitssystem um hunderte Millionen Pfund zu kürzen. Dabei ist es gerade die SNP, die vorgibt, mehr Geld in dem Bereich ausgeben zu wollen. Eine Unabhängigkeit Schottlands bewahre das Land vor den Kürzungen, die London vornehmen wolle, heißt es immer wieder.

Die Kampagne gegen die Unabhängigkeit kritisierte die SNP scharf: "Das zentrale Argument für die Spaltung basierte auf einer großen Lüge über das Gesundheitssystem." Für das gesittete Großbritannien sind das harte Worte. Die SNP spielt den Ball zurück: In dem Dokument gehe es um eine Finanzierungslücke, die sich in der aktuellen Situation auftue, nicht aber in einem unabhängigen Schottland.

Bei den Anhängern der "Yes"-Kampagne wächst die Wut. Sie halten die Veröffentlichung des geheimen Papiers für reine Propaganda. Zu spüren bekam das der Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei, Ed Miliband, bei einem Rundgang durch ein Einkaufszentrum in Edinburgh. Er wurde dauerhaft beschimpft und in Sprechchören als "Lügner" bezeichnet. Schließlich musste er die Aktion abbrechen.

Quelle: ntv.de, che

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