Politik

Parteitag der Republikaner Eine Bewegung namens "Trump"

Trump hat es weit gebracht.

Trump hat es weit gebracht.

(Foto: REUTERS)

Die Republikaner schwelgen in Trump-Verehrung. Gleichzeitig geben erfahrene Politiker der Partei die Präsidentschaftswahl schon verloren.

Die Sorgen scheinen wie weggeblasen. All der Zank, all die Uneinigkeit von Parteiführung und Wählerbasis spielen in Cleveland keine Rolle mehr. Die Redner auf der Bühne der imposanten Politshow der Republikanischen Partei überbieten sich darin, zu betonen, wie lange sie schon mit Donald Trump befreundet sind. "Donald Trump ist der einzige Führer, der dieses Land wieder in die Spur (on track) bringen kann", sagt Senator Jeff Sessions. "Donald Trump ist kein einfacher Kandidat, er ist eine politische Bewegung", sagt der Abgeordnete Chris Collins.

Die Partei hat ihre über 2000 Delegierten in Cleveland zusammengerufen, um Trump endlich auch offiziell zu ihrem Kandidaten zu küren. Der eigentliche Wahlprozess ist dabei äußerst unspektakulär. Nach und nach werden die Bundesstaaten aufgerufen und geben ihre - längst bekannten - Ergebnisse der Vorwahlen bekannt. Selbst dort, wo Trump nicht gewonnen hat, ruft der zuständige Delegierte seinen Namen kraftvoll in den Raum, meist gibt er ihm den Zusatz "next president of the United States". Was jedes Mal frenetisch bejubelt wird.

Die eigentlich alphabetische Reihenfolge wird so geändert, dass New York seine Ergebnisse etwas später abgibt. Der Delegierte Donald Trump Jr. darf die Stimmen seines Staates in dem Augenblick durchsagen, an dem die entscheidende Grenze von 1237 Stimmen endlich überschritten ist. So viele Stimmen braucht man, um Kandidat dieser Partei zu werden. Auf den riesigen Bildschirmen erscheint der Schriftzug "Over the Top", gespielt wird "New York, New York" von Frank Sinatra.

Die "No to Trump"-Rufe verhallen

Trumps Tochter Tiffany soll den Kandidaten menschlicher erscheinen lassen.

Trumps Tochter Tiffany soll den Kandidaten menschlicher erscheinen lassen.

(Foto: AP)

Die Republikaner haben eine denkwürdige Vorwahlkampfsaison hinter sich. Der erfolgreiche Kandidat ist nicht nur vom Partei-Establishment bekämpft worden, er hat auch so viele Stimmen bekommen wie kein Kandidat vor ihm. Die Chancen auf das Präsidentenamt stehen eigentlich schlecht, weil die Parteibasis mit einer Regel gebrochen hat: Sie hat einen extremen Kandidaten gewählt statt einen, der den Ausgleich sucht. Mit solchen Kandidaten lassen sich normalerweise keine Wechselwähler gewinnen und somit auch nicht die wichtigen "Swing States".

Bis zuletzt hatte es darum Versuche gegeben, Trumps Kandidatur zu verhindern. Alle schlugen fehl. In dieser Situation flüchtet die Partei nun nach vorne: Sie hat die Convention-Regie ganz auf den Kandidaten ausgerichtet, als stünde sie geschlossen hinter ihm. Einige wenige "No to Trump"-Rufe verhallen. Die Proteste auf der Straße sind weit weg. Hier in der Halle trägt man rot-blaue Cowboyhüte, kauft teure Prints der US-amerikanischen Flagge oder T-Shirts, auf denen "Girls just wanna have Guns" steht.

Die Stimmung wird am meisten von Chris Christie angeheizt, der es nicht zu Trumps Vize schaffte, sich jetzt aber als Teil seines Teams bezeichnet. Christie konzentriert sich ganz auf Hillary Clinton, die verhasste Kandidatin der Demokraten. Christie macht sie verantwortlich für das Desaster in Libyen, für die 400.000 Toten im Syrienkrieg und für die angebliche Tatsache, dass der Iran bald Atomwaffen haben wird. "Schuldig oder nicht schuldig?", ruft er den Delegierten zu, und die brüllen nicht nur "Schuldig!" zurück. Sie beginnen auch immer wieder mit dem Sprechchor "Sperrt sie ein! Sperrt sie ein!". Man mag sich kaum ausmalen, wohin dieses Land steuert, wenn es bald eine Präsidentin hat, die von der Opposition als Verbrecherin betrachtet wird.

Der Hass auf Hillary Clinton ist das, was der Partei noch bleibt, um sich einig zu werden. Programmatisch ist sie zerrissen. Kaum ein Redner spricht an, welche Reformen Trump eigentlich angehen soll. Die Schlagworte lauten Jobs, Grenzschutz, Law and Order.

Dabei waren die Obama-Jahre nicht so schlecht, wie es die Republikaner gerne hätten. Der prognostizierte Weltuntergang blieb aus, die Soldaten wurden in keine zu großen neuen Abenteuer entsendet, die Wirtschaft hat sich erholt. Die Erzählung, die Demokraten würden durch Überregulierung Arbeitsplätze vernichten und das Land durch Laissez-faire-Außenpolitik unsicher machen, wird zwar noch immer weitergetragen, aber sie verfängt kaum noch. Den Republikanern fehlt damit das Thema, hinter dem sich die Partei vereinen kann. Nun vereint sie sich eben unter einem irgendwie charismatischen Führer, in dessen Aussagen sich jeder wiederfinden kann.

"Die Wahl ist verloren"

Damit das auch außerhalb der Partei funktioniert, soll Trump menschlicher dargestellt werden, als er bislang wirkte. Seiner Tochter Tiffany wird aufgetragen, ihn als liebevollen Vater darzustellen. Sein Sohn Donald Jr. darf den Vater als Selfmade-Man preisen. Tags zuvor bei der Rede von Ehefrau Melania war der Kampagne eine Peinlichkeit unterlaufen: Manche Formulierung scheint wörtlich aus der Rede abgekupfert zu sein, die Michelle Obama in gleicher Situation 2008 hielt. Trump selbst wird erst am Donnerstag sprechen, also nach deutscher Zeit in der Nacht zu Freitag.

Sieht so der Start zu einer Kampagne aus, die die Republikaner vereint und Trump tatsächlich ins Weiße Haus führt? Oder überdeckt die Party in Cleveland nur die Gräben, die durch die Partei laufen? Jeb Bush, der vor einer gefühlten Ewigkeit Favorit für die Präsidentschaftskandidatur war, hat sich seine Meinung längst gebildet. Zum Start der Convention veröffentlichte er einen Artikel in der "Washington Post". Die Partei wirke "immigrantenfeindlich, frauenfeindlich, wissenschaftsfeindlich, schwulenfeindlich, arbeiterfeindlich und mainstreamfeindlich", schrieb er. Die Wahl gibt er verloren, seine Hoffnungen beziehen sich auf die Zeit danach.

Quelle: ntv.de

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