Politik

Abzug von IS-Kämpfern verschoben Erbitterte Gefechte um Ramadi

In Ramadi steigt von den Stellungen der IS-Terrormilizen Rauch auf.

In Ramadi steigt von den Stellungen der IS-Terrormilizen Rauch auf.

(Foto: AP)

Immer wieder hatten die Iraker die Rückeroberung der Stadt Ramadi vom IS angekündigt. Es blieben leere Worte - bis jetzt. Es sieht so aus, als ob die Armee vor einem ihrer größten Erfolge steht.

Im Zentrum der irakischen Stadt Ramadi haben sich Regierungstruppen und Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) heftige Gefechte geliefert. Besonders umkämpft sei eine strategisch wichtige Straßenkreuzung nahe des Amtssitzes der Provinzregierung, hieß es aus der Armee und von lokalen Behördenvertretern.

Es gebe heftige Gefechte mit den Dschihadisten in dem Stadtgebiet, berichtete ein Polizeisprecher. Die Eroberung Ramadis wäre ein bedeutender Erfolg des irakischen Militärs, das im Mai aus der Stadt vertrieben worden war.

Im Zentrum von Ramadi hatten die Extremisten Sprengfallen aufgestellt und Häuser mit Sprengstoff präpariert, um die irakischen Einheiten fern zu halten, wie der Polizeisprecher berichtete. Die Truppen versuchten ihrerseits, die Dschihadisten aus den Häusern zu vertreiben. Die Polizei berichtete von 20 toten Anhängern des Islamischen Staates, sagte aber nichts zu möglichen Opfern auf irakischer Seite.

Truppen der irakischen Regierung hatten am Dienstag mit internationaler Luftunterstützung einen Großangriff auf das Zentrum Ramadis begonnen. Dort sollen sich nach Schätzung der USA bis zu 350 IS-Kämpfer verschanzt haben.

Die vor allem von Sunniten bewohnte Provinzhauptstadt steht seit Mai unter Kontrolle der Terrormiliz. Der Verlust des bedeutenden Zentrums in der größten irakischen Provinz Al-Anbar markierte eine große Niederlage der Streitkräfte und zog eine Debatte über den Zustand der irakischen Armee nach sich.

Friedlicher Abzug aus Damaskus verschoben

In der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde derweil eine bislang einmalige Aktion zum Abzug von IS-Kämpfern und anderen Extremisten auf unbestimmte Zeit verschoben. Die von den Vereinten Nationen vermittelte Einigung sieht vor, dass die insgesamt etwa 3500 Dschihadisten und angehörige Zivilisten Viertel am Rand der Hauptstadt verlassen.

"Der Deal wurde wegen logistischen Schwierigkeiten ausgesetzt, aber nicht abgesagt", berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ihre Informationen durch ein Korrespondentennetz im Land bezieht. Demnach konnten die IS-Dschihadisten die Sicherheit der Busse, die die Kämpfer in ihre Hochburg Al-Rakka bringen sollten, nicht gewährleisten.

In Nordsyrien sind bei Angriffen islamistischer Extremisten auf Regimetruppen mindestens 71 Kämpfer gestorben. Unter den von der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, ausgeführten Attacken in Orten der Provinz Aleppo war auch ein Selbstmordanschlag, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Bei den Kämpfen am Freitag seien 38 Rebellen und 33 Soldaten des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad gestorben.

Bundeswehr auch an Weihnachten im Einsatz

Die Bundeswehr beteiligte sich unterdessen auch an Weihnachten an den Luftangriffen auf den IS in Syrien und im Irak. Ein deutsches Tankflugzeug versorgte an Heiligabend bei einem fünfstündigen Einsatzflug zwei Kampfjets der internationalen Koalition mit Treibstoff. Nach einer Pause am Freitag war für den Samstag ein weiterer Flug geplant, wie ein Sprecher der im türkischen Incirlik stationierten Bundeswehrtruppe sagte. Das wäre dann der zehnte Einsatz des Tankflugzeugs seit dem 15. Dezember.

Anfang Januar sollen auch sechs deutsche "Tornado"-Aufklärungsflieger in den Kampf gegen den IS eingreifen. Der Bundestag hatte die deutsche Beteiligung an dem Einsatz als Konsequenz aus den Terroranschlägen von Paris am 13. November mit 130 Toten beschlossen. An den Angriffen auf den IS nehmen neben den französischen auch US-amerikanische, britische und arabische Flugzeuge teil. Russische Jets fliegen ihre Angriffe unabhängig von der internationalen Allianz.

Friedensverhandlungen Ende Januar?

Nach der einstimmig vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution mit einem Friedensfahrplan für Syrien hoffen die Vereinten Nationen auf den Beginn von Verhandlungen ab dem 25. Januar in Genf. Das teilte das Büro des UN-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura, in New York mit. Der Diplomat intensivierte demnach seine Vermittlungsbemühungen und rechne mit der "vollständigen Zusammenarbeit" aller am Friedensprozess  beteiligten syrischen Parteien.

Die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad hatte sich am Donnerstag bereit erklärt, an Friedensgesprächen unter Vermittlung der UNO teilzunehmen. Sie nannte allerdings als Bedingung, dass ihr eine Liste mit den an den Gesprächen teilnehmenden Assad-Gegnern vorliegen müsse. Die UNO hatte Jordanien mit der Erstellung einer Liste beauftragt, auf der die von den Gesprächen ausgeschlossenen Gruppen aufgeführt werden. Dazu zählen etwa die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und die mit Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front.

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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