Bessere Beziehungen zu Berlin Erdogan: Gezwungen, Freunde zu vermehren
28.12.2017, 13:16 Uhr
(Foto: picture alliance / Hassene Dridi)
Das Verhältnis zwischen Ankara und der EU ist schwer geschädigt. Kritikpunkt ist der Umgang der Türkei mit Kritikern und Menschenrechtlern. Beide Seiten mühen sich um eine Besserung. Nun sendet Erdogan neue Signale.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sieht eine Verbesserung in den deutsch-türkischen Beziehungen. "Es gab Probleme, aber unsere letzten Gespräche waren überaus gut", sagte er auf dem Rückflug von einer mehrtägigen Afrikareise nach Angaben der Zeitung "Hürriyet" vor mitreisenden Journalisten. Auch das Verhältnis zu anderen europäischen Staaten bewertete Erdogan als gut. "Wir haben weder ein Problem mit Deutschland noch mit Holland noch mit Belgien. Im Gegenteil sind die Regierenden in diesen Ländern meine alten Freunde", sagte er. "Wir wollen natürlich, dass unsere Beziehungen zu der EU, zu den Ländern der EU, gut sind."
Erdgon fügte nach Angaben von "Hürriyet" weiter hinzu: "Wir sind gezwungen, Feinde zu verringern und Freunde zu vermehren." Eine Reise nach Deutschland oder Holland schloss Erdogan nicht aus, nachdem er von Journalisten darauf angesprochen wurde. Vor dem Verfassungsreferendum im April 2017 in der Türkei hatte es unter anderem Ärger um geplante Wahlkampfauftritte Erdogans in Holland und Deutschland gegeben. Die Beziehungen wurden stark belastet.
Er habe "immer gute Kontakte" mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel gehabt, versicherte Erdogan nun. Er hob lobend hervor, dass die deutsche Führung seine Kritik an der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zur Ankerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels teile. "All dies ist sehr erfreulich", sagte Erdogan, der sich an die Spitze der Kritiker Trumps gestellt hat.
Deutschland kritisiert außerdem die Inhaftierung von weiteren acht Deutschen in der Türkei aus politischen Gründen. Namentlich bekannt ist davon nur der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel. Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu war am 18. Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie darf das Land jedoch nicht verlassen. Der deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner war Ende Oktober aus der U-Haft entlassen worden.
Erst vor wenigen Tagen hatte Außenminister Sigmar Gabriel für eine neue Form der Zusammenarbeit mit der Türkei plädiert. "Eine Möglichkeit wäre, mit Ankara eine neue, engere Form der Zollunion anzustreben. Das geht aber nicht, solange sich die Lage in der Türkei nicht wieder ändert", hatte er der Funke Mediengruppe gesagt.
In der Türkei gebe es den Willen, zu einem besseren Verhältnis mit Europa zu kommen. "Und den gibt es auch bei uns", sagte der SPD-Politiker weiter. Es sei ein gutes Zeichen, dass zuletzt mehrere in der Türkei inhaftierte Deutsche freigekommen seien. Allerdings bleibe die große Sorge um Yücel. "Die Türken wissen, wie wichtig sein Schicksal für uns ist."
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP