Politik

SU-24-Abschuss war keine Absicht Erdogan entschuldigt sich bei Putin

Im Dezember war der getötete Pilot öffentlich in Russland beigesetzt worden.

Im Dezember war der getötete Pilot öffentlich in Russland beigesetzt worden.

(Foto: REUTERS)

Es ist der Machtkampf zweier Staatschefs - und der Punkt geht nach Russland. Ein halbes Jahr nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei liefert Ankara die geforderte Entschuldigung.

Mehr als sechs Monate nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets hat sich die Türkei nach Angaben der Regierung in Moskau für den Vorfall entschuldigt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe dem russischen Staatschef Wladimir Putin in einem Schreiben sein Bedauern und den Angehörigen des getöteten Piloten sein Beileid ausgedrückt, teilte das russische Präsidialamt mit. Erdogans Sprecher bestätigte dies.

In dem Schreiben habe Erdogan nach Angaben aus Ankara bekundet, er wolle "die Familien der verstorbenen russischen Piloten darüber informieren, dass ich ihren Schmerz teile, und ihnen mein Beileid ausdrücken. Mögen sie uns verzeihen." Es habe nicht die Absicht bestanden, das Flugzeug im syrischen Grenzgebiet abzuschießen, hieß es Moskauer Angaben zufolge weiter. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Erdogan sehe Russland als Freund und strategischen Partner und wolle die Beziehungen wieder verbessern, sagte der Sprecher in Ankara. Der Präsident habe Putin dazu aufgerufen, die "traditionell freundlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Russland wiederherzustellen". Erdogans Sprecher verkündete: "Wir sind erfreut, mitzuteilen, dass die Türkei und Russland übereingekommen sind, ohne Verzögerung die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die bilateralen Beziehungen zu verbessern."

Der Abschuss im November hat die Beziehungen beider Länder schwer belastet. Russland verhängte Wirtschaftssanktionen und verlangte eine Entschuldigung. Unter den Sanktionen leidet vor allem der Tourismus-Sektor. Dies ist für Ankara zusätzlich dadurch schmerzhaft, weil wegen der angespannten Sicherheitslage in dem Land und etlichen Anschlägen in den vergangenen Monaten der Sektor mit weiteren Rückgängen zu kämpfen hat.

Die russische Maschine verletzte nach früherer türkischer Darstellung den türkischen Luftraum. Der Regierung in Moskau zufolge flog der Jet dagegen nur in Syrien. Russland kämpft in dem Bürgerkriegsland auf Seite der Regierung von Präsident Baschar al-Assad, während die Türkei Rebellen unterstützt.

Der lange Weg zum Sorry

Das Schreiben ist nun vorläufiger Höhepunkt in Einer Reihe bekannt gewordene Versuch Erdogans, die Beziehungen zu Moskau wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Vor gut zwei Wochen hatte er laut türkischem Präsidialamt einen Brief anlässlich des russischen Nationalfeiertags am 12. Juni nach Moskau geschickt. "Wir bestätigen, dass der Präsident zum Anlass des russischen Nationalfeiertags einen Brief an Präsident Wladimir Putin geschrieben hat", war damals aus türkischen Regierungskreisen verlautet. Türkische Medien hatten zudem berichtet, dass auch der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim seinem russischen Kollegen Dmitri Medwedew geschrieben habe.

Zuvor hatte Ende Mai bereits der türkische Regierungssprecher Numan Kurtulmus die "Spannungen und Probleme" zwischen Ankara und Moskau als "nicht unüberwindbar oder irreparabel" bezeichnet.  Beide Länder könnten ihre im Zuge des Syrien-Konflikts verschlechterten Beziehungen "über den Weg des Dialogs" verbessern. Russland und die Türkei könnten sich "nicht den Luxus erlauben, aufeinander zu verzichten", hatte er weiter gesagt.

Bereits damals hatte Kurtulmus erklärt, hätte die türkische Luftwaffe gewusst, "dass es sich um ein russisches (Flugzeug) handelte, hätte sie anders reagiert". Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte ankündigt, dass sich eine "gemeinsame Arbeitsgruppe" mit der Verbesserung der bilateralen Beziehungen befassen werde. Parallel zu diesem Bemühungen hatte jedoch Erdogan an seinem harten Ton festgehalten. Mehrfach warf er Russland vor, Waffen an die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu liefern, die im Südosten der Türkei gegen die türkischen Sicherheitskräfte kämpft. 

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/AFP

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