Von Studenten entwickelt Erste Jobbörse für Flüchtlinge online
29.07.2015, 20:06 Uhr
Als Abschlussarbeit ihres Studiums entwerfen zwei Studenten aus Berlin die erste Jobbörse für Flüchtlinge. Sie ermöglichen dadurch den Erstkontakt zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitgebern - doch auch die Gesellschaft könnte profitieren.
Wenn Flüchtlinge in Deutschland auf Jobsuche gehen, sind sie schnell mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Neben Sprachbarriere und Alltagsrassismus haben sie auch mit Bürokratie zu kämpfen: Denn eine Arbeitsgenehmigung endet nicht zwangsläufig in einem Beschäftigungsverhältnis.
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit haben sich David Jacob und Philipp Kühn dieses Problems angenommen und die erste Jobbörse für Geflüchtete entwickelt. Auf der Online-Plattform Workeer wollen die beiden Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin Heimatvertriebene und Arbeitgeber zusammenführen.
In einem Interview mit "Jetzt.de" erklären die beiden, sie wollten ihrer Abschlussarbeit ein politisch relevantes Thema geben, eines, das ihnen auch privat am Herzen liegt. Die Idee hinter Workeer: Jobangebote werden einerseits von Arbeitgebern hochgeladen, andererseits erstellen Flüchtlinge individuelle Profile mit Gesuchen. Am Ende soll im Idealfall ein Arbeitsverhältnis entstehen. Auf der Webseite heißt es: "Mit der Plattform soll ein geeignetes Umfeld geschaffen werden, in dem die besondere Gruppe von Arbeitssuchenden auf ihnen gegenüber positiv eingestellte Arbeitgeber trifft."
Doch nach eigenen Angaben richtet sich ihr Projekt auch an andere Hilfsinitiativen und die Gesellschaft im Allgemeinen. Den Hilfsinitiativen wollen sie durch eine Vereinfachung und eine gesteigerte Effizienz unter die Arme greifen. Die Gesellschaft und speziell der Arbeitsmarkt profitiere davon, weil Flüchtlinge nicht länger auf Sozialleistungen angewiesen seien und es einen positiven Effekt auf die Integration hätte. Den Flüchtlingen würde es leichterfallen, sich in ihrer neuen Umgebung einzuleben. Am Ende könnten nur alle Beteiligten profitieren, so das Resümee.
Überprüfung bleibt Amtssache
Die arbeitsrechtliche Lage wird bei der Vermittlung in Zukunft immer wieder von Neuem geklärt werden müssen. Über jeden Fall müsse individuell und nach Aufenthaltsstatus entschieden werden. Doch die Webseite soll sowieso eher als Plattform verstanden werden. Dem Arbeitsamt oder zuständigen Behörden könne die Überprüfung nicht abgenommen werden. Kühn bleibt trotzdem optimistisch und hofft, das Mehr an Bürokratieaufwand werde Unternehmen nicht abschrecken, ihr Angebot in Anspruch zu nehmen.
Bislang sind 29 Bewerber und 29 Arbeitgeber auf der Seite registriert. Die Jobsuchenden können ein Foto online stellen, tragen ein, auf der Suche nach welcher Art von Job sie sind und vermerken ihre Sprachkenntnisse. Ein Großteil gibt als Muttersprache Arabisch an. Zudem sprechen viele englisch, einige auch deutsch. Jobs werden nahezu in allen Bereichen gesucht. Viele haben in ihrem Heimatland studiert. Unter den verschiedenen Arbeitgebern ist auch eine prominente Fastfoodkette zu finden, die auf der Suche nach motivierten Mitarbeitern ist. Die angebotenen Jobs reichen von befristeten Praktika über Aushilfsjobs bis hin zu Festanstellungen.
Momentan handelt es sich bei der Webseite noch um eine Betaversion, die aufgrund des Feedbacks der Nutzer weiter verbessert werden soll. Ende 2015 ist der öffentliche Launch von Workeer geplant. Zudem soll die Seite dann auch in verschiedene Sprachen übersetzt werden.
Quelle: ntv.de