Video vom Polizistenmord in Paris "Es war ein Fehler, den Film zu posten"
12.01.2015, 15:18 Uhr
"Je suis Ahmed." Franzosen und Libanesen demonstrieren in Beirut.
(Foto: AP)
Der Mann, der den Mord an dem französischen Polizisten Ahmed Merabet gefilmt hat, bereut mittlerweile, dass er das Video ins Netz gestellt hat. Es sei ein "dummer Reflex" gewesen.
Nur 42 Sekunden dauert das Video, doch der Inhalt ist schockierend. Es zeigt, wie zwei Maskierte - offenbar die Brüder Chérif und Said Kouachi, die zuvor in der Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" ein Massaker angerichtet haben - einen Polizisten ermorden.
Der Beamte, der 42 Jahre alte Ahmed Merabet, liegt bereits verwundet am Boden. Die Terroristen laufen auf ihn zu, einer von ihnen brüllt den Verletzten an und erschießt ihn aus nächster Nähe.
Der Mann, der den kaltblütigen Mord von seiner Wohnung aus gefilmt hat, bereut mittlerweile, das Video veröffentlicht zu haben. Er hätte nie erwartet, dass der Film sich so stark verbreiten werde, sagte Jordi Mir der Nachrichtenagentur AP. Er habe es aus einem "dummen Reflex" heraus bei Facebook hochgeladen.
"Ich war vollständig in Panik", sagte er. "Ich war allein in meiner Wohnung. Ich habe das Video bei Facebook veröffentlicht. Das war mein Fehler."
Seinen Angaben zufolge löschte er den Film nach 15 Minuten wieder - zu spät. Das Material war bereits weiterverbreitet und bei Youtube hochgeladen worden. Weniger als eine Stunde, nachdem er das Video aufgenommen hatte, sah er die Bilder im Fernsehen.
"Horror"
Die Familie des Polizisten beklagte sich öffentlich darüber, dass der Mord an Ahmed Merabet wieder und wieder in den Medien gezeigt wurde. "Wie konnten Sie dieses Video verbreiten?", sagte sein Bruder Malek am Sonntag zu Journalisten. Er habe Ahmeds Stimme darin gehört, er habe ihn erkannt. "Ich habe gesehen, wie er hingemetzelt wurde, und ich höre täglich, wie er hingemetzelt wird."
Mir sagte AP, es tue ihm sehr Leid, was er getan habe. Er habe zunächst gar nicht gewusst, was er da filmte. Er dachte, es handele sich um einen Banküberfall, und dass die maskierten Männer Angehörige einer Spezialeinheit seien, die ihrem verletzten Kollegen zu Hilfe eilten. "Und - Horror - das taten sie nicht."
Wenn er heute entscheiden könnte, würde er das Video nicht noch einmal teilen, sagte Mir. "Auf Facebook gibt es keine Vertraulichkeit", sagte er. "Das ist mir eine Lehre."
Quelle: ntv.de, hvo