Politik

Verrät Trump Staatsgeheimnisse? Ex-CIA-Offizier: "Er passt ins Profil"

Geheimdienstexperten sehen in Donald Trump eine potentielle Gefahr.

Geheimdienstexperten sehen in Donald Trump eine potentielle Gefahr.

(Foto: imago images/MediaPunch)

Vom Präsidenten zur Gefahr für nationale Sicherheit? Laut der "Washington Post" befürchten Geheimdienstexperten wohl, dass Trump nach seiner Amtszeit Staatsgeheimnisse der USA verraten könnte.

Noch gilt Donald Trump als der mächtigste Mann der Welt. Als US-Präsident hatte er über die letzten vier Jahre viele Einblicke in streng geheime Vorgänge. Dazu zählen die Atomwaffen-Codes der USA, Entwicklungen neuer Waffensysteme oder auch vertrauliche Gespräche mit ausländischen Regierungen. Geheimnisse, die vorherige Präsidenten selbstverständlich verschwiegen mit in den Ruhestand nahmen. Noch musste wohl kein neuer Amtsinhaber befürchten, dass sein Vorgänger Staatsgeheimnisse preisgeben könnte. Mit Trump könnte sich aber auch das ändern: Ehemalige und aktive US-Geheimdienstmitarbeiter äußern in der "Washington Post" ihre Bedenken, dass der designierte Präsident Joe Biden um Trumps Verschwiegenheit fürchten muss.

Den Geheimdienstlern zufolge passt Trump ins klassische Profil eines Spionageabwehrrisikos. Er sei stark verschuldet und wütend auf die US-Regierung. In den vergangenen Jahren hat Trump bei öffentlichen Auftritten immer wieder gegen den sogenannten "Deep State" gegiftet - eine Verschwörungstheorie, die ein Machtnetzwerk hinter der Regierung vermutet. Trump behauptet, dieser "Deep State" hätte ihn 2016 als Präsident verhindern wollen, und nach seiner jetzigen Wahlniederlage wolle ihm das Machtnetzwerk seine Wiederwahl stehlen. Für die von der "Washington Post" befragten Geheimdienstexperten sind solche Aussagen ein Warnsignal.

Trump weiß viel, versteht aber wohl wenig

"Jeder, der verärgert, unzufrieden oder gekränkt ist, läuft Gefahr, geheime Informationen preiszugeben, egal ob als aktueller oder ehemaliger Amtsinhaber. Trump passt sicherlich in dieses Profil", sagt der ehemalige CIA-Offizier David Priess der Zeitung. Als Präsident hat Trump Zugang zu allen Verschlusssachen der Regierung und darüber hinaus die Befugnis, diese weiterzugeben - aus welchem Grund auch immer. Zwar endet seine Amtszeit in wenigen Wochen. Doch Zugang zu Verschlusssachen aus seiner Amtszeit wird er als ehemaliger Präsident weiter haben.

Ein Hoffnungsschimmer ist für die Experten nur, dass Trump nicht gerade für ein intensives Aktenstudium bekannt ist. Der Korrespondent der Nachrichtenagentur AP im Weißen Haus schreibt, Trump habe nach offiziellen Angaben seit dem 1. Oktober keine Geheimdienstbriefings mehr gehabt. Jack Goldsmith, ein ehemaliger leitender Regierungsmitarbeiter unter George W. Bush, sieht darin einen gewissen Trost: "Ein sachkundiger und informierter Präsident mit Trumps Persönlichkeitsmerkmalen und einem solchen Mangel an Selbstdisziplin wäre eine Katastrophe. Die einzige rettende Gnade ist, dass er nicht aufgepasst hat.", sagt Goldsmith der "Washington Post".

Trump twitterte Spionageaufnahmen

Auch wenn sich Trump keine Geheimdienstdetails gemerkt hat, so kennt er mit ziemlicher Sicherheit Fakten über den Prozess der Geheimdienstarbeit - und die wären für ausländische Geheimdienste mehr als wertvoll. Dass Trump nicht unbedingt diskret mit solch hochsensiblen Informationen umgeht, zeigte er schon 2017 bei Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Im Oval Office soll Trump damals hochgeheime US-Informationen mit Lawrow und dem russischen Botschafter Sergej Kislyak geteilt haben. Dabei soll es sich um Bedrohungen der Luftfahrt durch die Terrormiliz IS gehandelt haben. Informationen, die Trump von Verbündeten der USA erhalten hatte. Mit seiner spezifischen Auskunft soll er die Quelle gefährdet haben.

Ähnlich nachlässig war er im Sommer 2019, als er versuchte, seine politischen Gegner über soziale Netzwerke einzuschüchtern. Im August 2019 twitterte Trump die detaillierte Luftaufnahme einer iranischen Abschussrampe. Solche Fotos behalten Geheimdienste normalerweise lieber für sich, denn sie enthüllen Details über die eigenen technischen Spionagefähigkeiten. Anhand der nun öffentlich zugänglichen Informationen konnten einige versierte User feststellen, welcher Satellit das Bild aufgenommen hatte.

In dem Bericht der "Washington Post" sind sich die Geheimdienstexperten einig, dass das größte Risiko, das Trump im Ruhestand darstellen könnte, eine versehentliche Weitergabe von Informationen ist. Sie schließen aber auch nicht aus, dass er - vielleicht im Austausch gegen Gefälligkeiten - Geheimnisse preisgeben könnte. Vor allem, wenn er sich damit bei potenziellen Geschäftspartnern im Ausland einschmeicheln oder sich an vermeintlichen Feinden rächen könnte.

Eine weitere Motivation könnte seine finanzielle Situation sein. Allein die Schulden seines Immobilienunternehmens belaufen sich Berichten zufolge auf 900 Millionen Euro. Der Deutschen Bank soll die Trump Organization mehr als 300 Millionen Dollar schulden. "Menschen mit erheblichen Schulden sind für Sicherheitsexperten immer von großer Bedeutung", sagte Larry Pfeiffer, ein ehemaliger Stabschef der CIA, der "Washington Post". "Menschen in schlimmen Situationen treffen schlimme Entscheidungen. Viele Personen, die Spionage gegen unser Land betrieben haben, waren finanziell verwundbar."

Quelle: ntv.de

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