Krise zwischen Berlin und Hanoi Ex-Funktionär tritt im Staatsfernsehen auf
03.08.2017, 18:52 Uhr
Das Bild zeigt Trinh Xuan Thanh in Berlin. Wurde er nach Vietnam entführt?
(Foto: privat / dpa)
Das Auswärtige Amt spricht von einer Entführung, Hanoi von einer freiwilligen Rückkehr: Der Fall des vietnamesischen Ex-Funktionärs Trinh Xuan Thanh löst eine diplomatische Krise aus. Nun verliest der Mann im Fernsehen eine Erklärung.
Der mutmaßlich aus Berlin nach Vietnam verschleppte Ex-Funktionär Trinh Xuan Thanh ist im vietnamesischen Staatsfernsehen aufgetreten. Der unter Korruptionsverdacht stehende Geschäftsmann verlas dort eine Erklärung, in der er die offizielle vietnamesische Version seiner Rückkehr bestätigte - nämlich, dass er freiwillig in das Land gereist sei und nicht entführt wurde.
"Ich bin nach Hause zurückgekehrt, weil ich nach einem Jahr auf der Flucht müde war", sagte Trinh. "Meine Familie hat mich ermutigt, mich selbst zu stellen, um für meine früheren Fehler mildernde Umstände zuerkannt zu bekommen." Trinh verlas die kurze Erklärung mit versteinertem Gesicht. Aus den kurzen Aufnahmen war nicht ersichtlich, ob er durch Druck zu der Erklärung veranlasst worden sein könnte.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass Trinh, der in Deutschland Asyl beantragt hatte, vom vietnamesischen Geheimdienst in Berlin verschleppt und nach Vietnam gebracht wurde, wo ihm hohe Strafen drohen. Das Auswärtige Amt spricht von "Menschenraub" und "Entführung". Der Vertreter des vietnamesischen Geheimdienstes in Deutschland wurde zur unerwünschten Person erklärt. Weitere Maßnahmen im wirtschaftlichen Bereich und bei der Entwicklungspolitik schloss ein Ministeriumssprecher nicht aus.
In Hanoi bemüht man sich trotz der diplomatischen Krise nun offenbar um Schadensbegrenzung. Die Äußerungen des Auswärtigen Amtes in Berlin seien sehr bedauerlich, sagte eine Sprecherin des vietnamesischen Außenministeriums in Hanoi. Vietnam respektiere die strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern und wolle diese ausbauen.
Luxuswagen wird zum Verhängnis
Deutschland war 2016 mit einem Volumen von 10,3 Milliarden Dollar der wichtigste Handelspartner Vietnams in der EU. Weitere Impulse für den Import und Export von Waren werden von dem 2015 zwischen der EU und dem sozialistischen Land geschlossenen Freihandelsabkommen erwartet. Bundestag und Bundesrat müssen diesem Abkommen allerdings noch zustimmen.
Trinh Xuan Thanh war Manager bei der zum staatlichen Energiekonzern PetroVietnam gehörenden PetroVietnam Construction. Im vergangenen Jahr befahl der Chef der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, die Karriere des Geschäftsmannes genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem dessen Besitz eines Luxuswagens ans Tageslicht gekommen war. In Vietnam wird von hochrangigen Vertretern ein bescheidenes Auftreten erwartet. Trinh verließ daraufhin das Land.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/rts