Politik

Trotz "humanitärer Waffenruhe" Explosionen erschüttern Sudans Hauptstadt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Seit der Einnahme der Stadt al-Fashir weiten sich die Kämpfe im Sudan aus. Trotz Zustimmung der RSF-Miliz über eine Feuerpause werden neue Angriffe in Khartum gemeldet. Derweil sind Zehntausende Menschen auf der Flucht vor dem Terror.

Im Konflikt zwischen Armee und Milizen im Sudan ist die Hauptstadt Khartum Augenzeugen und Medienberichten zufolge von Drohnen beschossen worden. Aus mehreren Teilen der von der Armee kontrollierten Großstadt wurden Explosionen gemeldet, wie ein dpa-Reporter vor Ort berichtete. Das Militär habe demnach versucht, die Drohnen mit Raketen abzuschießen.

Am Vortag hatte die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) einer humanitären Waffenruhe zugestimmt. Diese war von einer Vermittlergruppe verhandelt worden, die von den USA geführt wird und zu der auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Ägypten gehören. Eine Einwilligung der Armee steht aber noch aus.

Der Berater der US-Regierung für Afrika, Massad Boulos, hatte Anfang der Woche gesagt, beide Seiten hätten sich für den Vorschlag einer dreimonatigen humanitären Waffenruhe offen gezeigt. Zugleich werde über eine neunmonatige Verhandlungsphase beraten. Zu Beginn des Konflikts 2023 waren Waffenruhen mehrfach gescheitert.

Drohnen nahe Stromanlagen

In der Nacht ereigneten sich nun aber offenbar Angriffe auf mehrere Städte unter Kontrolle der sudanesischen Armee. Aus Omdurman bei Khartum berichtete ein weiterer Anwohner, gegen 4 Uhr sei zunächst der Überflug einer Drohne zu hören gewesen, dann eine Explosion nahe einer Stromanlage, die zu einem Stromausfall geführt habe.

Aus dem ebenfalls von der Armee kontrollierten Atbara rund 300 Kilometer nördlich von Khartum berichtete ein Anwohner, zunächst hätten gegen 3 Uhr mehrere Drohnen die Stadt überflogen, die später von der Luftabwehr abgeschossen worden seien. In der Folge seien im Osten der Stadt mehrere Explosionen zu hören gewesen. Ein weiterer Anwohner sprach von "zehn Drohnen", die nach und nach abgeschossen worden seien.

Die Region um die Hauptstadtregion Khartum war in den vergangenen Monaten vergleichsweise von den Kämpfen zwischen RSF und Armee verschont worden. Die Regierungskräfte hatten Khartum im März wieder unter ihre Kontrolle gebracht.

Tausende auf der Flucht

Mit der Einnahme von al-Faschir in der Region Darfur vor mehr als einer Woche kontrolliert die RSF inzwischen alle fünf größeren Städte in dieser Region. Aus al-Faschir konnten nach UN-Angaben 65.000 Menschen fliehen, Zehntausende weitere sind noch in der Stadt gefangen. Aus Angst vor den sich ausweitenden Kämpfen flüchteten zuletzt auch aus Kordofan Zehntausende Zivilisten.

Eine humanitäre Waffenruhe könnte Millionen Zivilisten aus größter Not helfen. Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die aktuell größte humanitäre Krise der Welt. Beiden Seiten des Konflikts werden Kriegsverbrechen und schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, was die Armee sowie die RSF bestreiten.

Quelle: ntv.de, raf/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen