Politik

Tödliche Schüsse auf Touristen Extremistischer Terror erreicht Tunis

Eine Anti-Terroreinheit umstellt das Bardo-Museum und den Platz vor dem Parlament.

Eine Anti-Terroreinheit umstellt das Bardo-Museum und den Platz vor dem Parlament.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Schießerei, eine Geiselnahme, getötete Ausländer: Terroristen haben bei einem Anschlag in Tunesiens Hauptstadt den Tourismus in den Fokus genommen. Die Täter könnten Dschihadisten gewesen sein - sie erlebten jüngst einen Aufschwung.

Zuerst gab es tödliche Schüsse vor dem Parlament, kurz danach eine Geiselnahme, bei der wohl vorwiegend ausländische Touristen gefangen genommen worden sind. Die Geiseln sind aktuell immer noch in den Händen der Attentäter. Bei den Angreifern handele es sich um mindestens zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Männern.  

"Auf das Bardo-Museum ist ein Terroranschlag verübt worden", so der Sprecher des tunesischen Innenministerium Mohammed Ali Aroui. Möglicherweise habe es mehr als zwei Angreifer gegeben. Dem Sprecher zufolge befanden sich zum Zeitpunkt des Anschlags rund hundert Touristen in dem Museum. Die "Mehrheit" von ihnen sei in Sicherheit gebracht worden. Mehrere tunesische Medien berichten von einer Geiselnahme, wohingegen die Regierung von einem "Anschlag" spricht. In der Zwischenzeit werde versucht, die Geiselnehmer zu stellen: "Anti-Terror-Einheiten sind in das Museum eingedrungen", sagte der Sprecher. Die Umgebung sei abgeriegelt worden.

Sieben Ausländer getötet

Unter den Toten der Parlaments-Schießerei seien sieben Ausländer und ein Tunesier. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin ist die deutsche Botschaft in Tunis eingeschaltet und steht in engem Kontakt mit den örtlichen Behörden. "Wir sind um Aufklärung bemüht ", sagte ein Sprecher in Berlin. 

Tunesiens Präsident Béji Caïd Essebsi will sich nach Angaben eines Sprechers später mit einer Ansprache an die Öffentlichkeit wenden. Ministerpräsident Habib Essid kam zu Krisensitzungen mit den Ministern für Inneres und Verteidigung zusammen. Das Nationalmuseum von Bardo ist nach eigenen Angaben das größte Museum des Landes. Es liegt in unmittelbarer Nähe des tunesischen Parlaments.

Nach den Schüssen wurden der Parlamentsbetrieb eingestellt und die Abgeordneten aufgefordert, sich in der Versammlungshalle einzufinden, wie eine Abgeordnete der Ennahda-Partei sagte. Tunesien war das erste arabische Land, in dem Ende 2010 der Arabische Frühling begonnen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien jedoch eine politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde. Gewalt, Repressionen und Gesetzlosigkeit blieben im Vergleich zu vielen anderen arabischen Ländern eher Ausnahmeerscheinungen. 

Allerdings erlebte die bewaffnete Dschihadistenbewegung seit der Revolution einen Aufschwung. Seither wurden rund 60 Polizisten und Militärs bei Zusammenstößen getötet, die meisten an der Grenze zu Algerien, wo eine mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Gruppe aktiv ist.

Quelle: ntv.de, sgu/AFP/dpa

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