Wenn der Lack ab ist FDP bekommt neue Farben
21.12.2014, 11:54 Uhr
Baustelle FDP: Parteichef Lindner versucht die Liberalen wieder aufzubauen. Dabei soll es am Ende nicht nur um einen schicken Anstrich, sondern auch um einen tragfähigen Inhalt gehen.
(Foto: REUTERS)
Die FDP setzt auf einen "radikalen Neustart in der Darreichungsform". Soll heißen: Sie bekommt neue Parteifarben und womöglich auch ein neues Logo. Das kann helfen. Ohne inhaltliche Erneuerung nützt der neue Look aber wenig.
Marketing-Experten sprechen gern von "Rebranding". Ein Unternehmen ändert seine Werbestrategie, sein Logo, womöglich auch gleich seinen Namen, um sich von negativen Konnotationen, die sie bei Verbrauchern auslösen, zu distanzieren. Genau das versucht jetzt auch die FDP.
Auf ihrem Dreikönigstreffen am 6. Januar wird sich die Partei von ihrem blau-gelben Anstrich trennen. "Die FDP wird sich in Stuttgart in neuer Frische zeigen - auch gestalterisch", sagte Andreas Mengele, Chef der Berliner Werbeagentur Heimat, der "Welt am Sonntag". Die Agentur betreut die FDP seit sechs Wochen.
Mengele verspricht einen "radikalen Neustart in der Darreichungsform". Dabei gehe es vor allem darum, sichtbar zu machen, "was an Menschlichem und Einfühlsamen im Programm der FDP steht", sagte er dem Blatt. "Blau und Gelb erinnern vor allem an die 'alte' FDP", mit optisch wärmeren Tönen wolle die Partei nun für das werben, was Liberale als die "neue FDP" bezeichnen. Was diese "neue FDP" genau ist, konnte die Parteispitze allerdings noch nicht im Detail skizzieren. Nur so viel ist klar: Als herzlose Mövenpick- und Klientelpartei mit ausgeprägtem Hand zu Selbstzerfleischung - also so, wie viele die Truppe in den vergangenen Jahren wahrgenommen haben - will sie nicht mehr gelten.
Die FDP bleibt FDP
Ob mit dem Farbwechsel auch ein neues Logo kommt, ist noch nicht ausgemacht. Diese Frage wird laut Mengele noch diskutiert.
Der Name FDP bleibt aber auf jeden Fall erhalten. Eine Debatte darüber bremste Parteichef Christian Lindner bereits im Juli aus. Seine Stellvertreterin, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hatte eine Umbenennung angeregt. Lindner erwiderte: "Die FDP wird weiter FDP heißen in Zukunft." Sie werde kantig und prinzipienfest bleiben und sich nicht dem Zeitgeist hingeben. "Freie Demokratische Partei - es gibt keinen besseren Namen für das, was gegenwärtig in Deutschland fehlt."
Im Stern-RTL-Wahltrend liegt die FDP seit Wochen bei zwei Prozent und damit deutlich unter ihrem letzten Bundestagswahlergebnis von 4,8 Prozent. Zudem könnte sie nach mehreren verlorenen Landtagswahlen in diesem Jahr auch aus der Hamburger Bürgerschaft fliegen. Sie verliert obendrein Mitglieder. Und mehrere Liberale versuchen ihr Glück mit Parteineugründungen.
Ob der Farbwechsel den Absturz der Partei aufhalten, ob er das Image der Partei restaurieren kann, ist ungewiss. Unter Marketing-Experten heißt es: Für ein erfolgreiches "Rebranding" braucht es mehr als ein neues Logo. In einem Artikel des "Business Insiders" über die zehn erfolgreichsten Rebrandings in der Geschichte, heißt es: "Es braucht eine Vision, die die Kunden inspiriert, das Unternehmen in neuem Licht zu sehen." Neben dem Marketing führt das Blatt dafür ausdrücklich eine "bessere Qualitätskontrolle" als Kriterium auf. Im Falle der FDP bedeutet das: Erfolgreich wird ihre Kampagne nur, wenn sich die Partei auch inhaltlich weiterentwickelt.
Quelle: ntv.de