Präsidentenwahl angefochten FPÖ spricht von 120.000 ungültigen Stimmen
09.06.2016, 01:23 Uhr
Dieter Boehmdorfer (l.) und Heinz Christian Strache behaupten, dass massenhaft ungültige Stimmen mitgezählt wurden.
(Foto: dpa)
Bei der Wahl des Bundespräsidenten in Österreich machen weniger als 31.000 Stimmen den Unterschied. Gut zwei Wochen später ficht die FPÖ die Wahl an. Die Rechtspopulisten sehen Unregelmäßigkeiten von großem Ausmaß.
Die FPÖ hat weitere Details zu Pannen bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich präsentiert. Nach Darstellung der Rechtspopulisten wurde der äußere der beiden Umschläge der Briefwahlstimmen gesetzwidrig in 120.000 Fällen bereits am Wahltag geöffnet. Dann seien die durch diesen Vorgang eigentlich ungültigen Stimmen am Folgetag aber ausgezählt worden, sagte der FPÖ-Rechtsbeistand Dieter Böhmdorfer am Mittwochabend in der ORF-Nachrichtensendung "ZiB2". Die Auszählung der Briefwahlstimmen ist erst ab 9 Uhr des Folgetags erlaubt.
Der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer war in der Stichwahl am 22. Mai dem von den Grünen unterstützten Bewerber Alexander Van der Bellen nur um knapp 31.000 Stimmen unterlegen. Wegen der Unregelmäßigkeiten hatte die FPÖ am Mittwoch die Wahl vor dem Verfassungsgerichtshof in Wien angefochten. Das Höchstgericht muss binnen vier Wochen entscheiden, ob die Wahl ganz, in Teilen oder gar nicht wiederholt werden muss.
Der Verfassungs-Jurist Heinz Mayer bezeichnete die Vorgänge, sollten sie sich bewahrheiten, als "unfassbare Schlamperei". Er sieht angesichts der Fülle der Vorwürfe kaum eine Chance zur Einhaltung der Vier-Wochen-Frist. "Das scheint mir nicht möglich", sagte Mayer in der "ZiB2". Der neue Präsident soll am 8. Juli vereidigt werden. Im Notfall würde das Präsidium des Parlaments die Geschäfte des Staatsoberhaupts kommissarisch übernehmen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa