"Syrian Hero Boy" ist ein Fake Falscher Film, echtes Leid
18.11.2014, 16:09 Uhr
Kein Held, nur ein Schauspieler: Screenshot aus dem Fake-Film.
(Foto: Screenshot / Youtube)
Ein Youtube-Video zeigt, wie ein syrischer Junge im Kugelhagel seine Schwester rettet. Der Film ist eine Fälschung, die ein norwegischer Filmemacher mit staatlicher Förderung auf Malta produziert hat.
Das Video eines kleinen syrischen Helden hat sich als Fälschung herausgestellt. Der norwegische Filmemacher Lars Klevberg sagte, er habe den Streifen im vergangenen Mai auf Malta in einem Filmset gedreht, in dem auch Produktionen wie "Troja" und "Gladiator" entstanden seien.
"Der kleine Junge und das Mädchen sind professionelle Schauspieler aus Malta", sagte Klevberg der BBC. "Die Stimmen im Hintergrund kommen von syrischen Flüchtlingen, die in Malta leben."
Mehrere Sender hatten die Aufnahmen, die auf Youtube unter dem Titel "Syrian Hero Boy" kursierten, als authentisch oder möglicherweise authentisch präsentiert - auch n-tv. Über ihren Anti-Terror-Account bei Twitter verbreitete auch das US-Außenministerium das Video.
Der gut einminütige Film ist tatsächlich spektakulär. Zunächst sieht man einen Mann, der unter Beschuss aus einem schon stark zerstörten Gebäude flieht. Das Bild wackelt wie bei Aufnahmen mit Mobiltelefonen. Aus dem Off sind aufgeregte Stimmen zu hören. Selbst wenn man nicht des Arabischen mächtig ist, versteht man deutlich den Ruf "Allahu akbar", Gott ist groß. Dann beruhigt sich die Szene - bis der Kameramann plötzlich auf einen Jungen aufmerksam wird, der auf dem Boden liegt. Der Junge steht auf, läuft ein paar Schritte, Schüsse fallen, er bricht zusammen, steht wieder auf und zieht seine Schwester aus dem Kugelhagel hinter eine Mauer.
"Sie hatten aufrichtige Motive"
Ein schlechtes Gewissen hat Klevberg nicht. "Indem wir einen Clip veröffentlichten, der authentisch erschien, hofften wir, uns ein Instrument zunutze zu machen, das im Krieg häufig verwendet wird: ein Video, das von sich behauptet, echt zu sein", sagte der Norweger. "Wir wollten sehen, ob der Film Aufmerksamkeit erhalten und eine Debatte anregen würde, vor allem über Kinder und Krieg. Wir wollten außerdem sehen, wie die Medien auf ein solches Video reagieren würden."
Der Produzent des Films, John Einar Hagen, sagte, die Tatsache, dass die Kinder die Schüsse überlebten, sei als Hinweis gedacht gewesen, dass der Film nicht echt ist. "Wir hatten lange Diskussionen mit den Geldgebern des Films über den ethischen Hintergrund eines solchen Films." Unter anderem stellte das staatliche Norwegische Film-Institut Mittel für die Produktion zur Verfügung. Eine Vertreterin des Instituts sagte der BBC, der Film sei kein zynisches Projekt gewesen, um Aufmerksamkeit zu erhalten. "Sie hatten aufrichtige Motive."
Mehrere Menschenrechtler und Journalisten sind dennoch empört. In einem offenen Brief an Klevberg heißt es, es sei "unverantwortlich, einen fiktiven Film als echtes Material zu verbreiten und so das sehr reale Leiden der Kinder in Syrien zu verharmlosen".
Quelle: ntv.de, hvo