Politik

"Lasst dies das letzte Mal sein" Aylan wird in Kobane beigesetzt

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Das Foto, das den leblosen Körper des drei Jahre alten Aylan zeigt, erschüttert die Welt. Auch seine Mutter und sein Bruder kommen im Mittelmeer ums Leben. Der überlebende Vater will seine Angehörigen nun nach Kobane bringen.

Der auf der Flucht nach Europa ertrunkene dreijährige Aylan wird in seiner nordsyrischen Heimatstadt Kobane beigesetzt. Das sagte Idriss Nassan von der Kurden-Partei PYD in Kobane. Auch sein ebenfalls ums Leben gekommener Bruder Galip und seine Mutter Rehan sollen demnach dort bestattet werden. Vater Abdullah Kurdi werde mit den Leichnamen in die Stadt zurückkehren, um diese dort am Wochenende beizusetzen, sagte Nassan.

Der Dreijährige und sein fünf Jahre alter Bruder waren zusammen mit ihrer Mutter und weiteren Flüchtlingen ums Leben gekommen, weil ihr Boot auf dem Weg zur griechischen Insel Kos kenterte. Das Bild von Aylans durchnässter Leiche mit dem Kopf im Sand des türkischen Touristenorts Bodrum hatte am Mittwoch weltweit Entsetzen ausgelöst. Am Donnerstag bereitete der Vater die Rückführung der Leichen in ihre Heimatstadt Kobane an der Grenze zur Türkei vor.

Nachdem er seine Angehörigen in der Leichenhalle in Mugla na Bodrum identifiziert hatte, brach er weinend zusammen. Vor Journalisten sagte er, die ganze Welt solle sehen, was mit ihnen auf ihrer Flucht vor dem Krieg in Syrien passiert sei. Diese Aufmerksamkeit müsse dazu führen, dass andere vor demselben Schicksal bewahrt würden. "Lasst dies das letzte Mal sein."

Die Familie hatte zunächst vergeblich versucht, nach Kanada auszuwandern. Der Vater erklärte, Kanada habe ihm nun die Staatsbürgerschaft angeboten. Er habe abgelehnt.

Die Zeitung "Hürriyet" zitierte aus einer Erklärung des Vaters gegenüber der Polizei, dass er zweimal Schleuser bezahlt habe, um die Familie nach Griechenland zu bekommen. Doch die Versuche seien gescheitert. Dann hätten sie sich entschlossen, selbst mit einem Boot die Überfahrt zu wagen. Doch als Wasser eingedrungen und die Menschen in Panik geraten seien, sei das Boot gekentert.

Quebec reagiert

Nach Aylans Tod hat sich die kanadische Provinz Québec zur Aufnahme hunderter oder sogar tausender syrischer Flüchtlinge bereit erklärt. "Es ist tragisch, dass wir das Foto eines toten Kindes brauchen, um unser Gewissen wachzurütteln", erklärte der Premierminister von Québec, Philippe Couillard.

"Für ihn ist es zu spät, aber (...) wir haben noch Zeit, für die anderen zu handeln und ihnen die Hand zu reichen, wie wir in Québec es oft und immer wieder getan haben und wie wir es auch dieses Mal tun müssen", so Couillard in Anspielung auf Kanadas Aufnahme von tausenden vietnamesischen Bootsflüchtlingen in den 1970er-Jahren. Seine Provinz könne "hunderte, sogar tausende" syrische Flüchtlinge aufnehmen.

Bislang plant Québec, in diesem Jahr mehr als 1900 Syrer aufzunehmen. 643 von ihnen sind bereits angekommen. "Aber ich glaube, wir können das besser machen, viel besser", erklärte der Regierungschef.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/AFP

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