Politik

Kein Freund der Familie mehr Französin zeigt Strauss-Kahn an

Die Journalistin und Autorin  Banon.

Die Journalistin und Autorin Banon.

(Foto: Reuters)

Knapp zwei Monate nach der Festnahme von Dominique Strauss-Kahn wegen Sexualdelikten wirft auch eine Französin dem zurückgetretenen IWF-Chef versuchte Vergewaltigung vor. 2002, als "der brünftige Schimpanse" die Journalistin Banon sexuell bedrängt haben soll, schwieg die damals 22-Jährige auf Anraten ihrer Mutter - einer Kommunalpolitikerin in Strauss-Kahns sozialistischer Partei.

Banon und ihr Anwalt Koubbi verlassen in Paris die Anwaltskanzlei.

Banon und ihr Anwalt Koubbi verlassen in Paris die Anwaltskanzlei.

(Foto: Reuters)

Dem früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn droht nun auch in Frankreich ein Strafverfahren wegen versuchter Vergewaltigung. Die Journalistin und Autorin Tristane Banon werde in Paris Anzeige gegen Strauss-Kahn erstatten, sagte ihr Anwalt David Koubbi.

Die Vorwürfe sind seit längerem bekannt. Banon wirft dem einstigen Chef des Internationalen Währungsfonds vor, sie 2002 auf dem Weg zu einem Interview sexuell bedrängt zu haben. Die damals 22-Jährige hatte auf Anraten ihrer Mutter, einer Kommunalpolitikerin in Strauss-Kahns sozialistischer Partei, auf eine Anzeige gegen den Freund der Familie verzichtet.

Die Französin hatte heimischen Medien nach Strauss-Kahns Festnahme Mitte Mai in den USA von dem Vorfall 2002 berichtet und gesagt, heute bedauere sie die damalige Entscheidung, ihn nicht angezeigt zu haben. Der Klage in den Vereinigten Staaten schloss sich Banon aber nicht an - weil sie sich nicht von der US-Justiz "instrumentalisieren" lassen wolle, wie ihr Anwalt seinerzeit erklärte.

Ein "brünftiger Schimpanse"

Banon (Archivfoto von 2005) hat den damaligen Vorfall mehrmals öffentlich diskutiert.

Banon (Archivfoto von 2005) hat den damaligen Vorfall mehrmals öffentlich diskutiert.

(Foto: dpa)

2007 hatte die Französin  in einer Fernsehsendung berichtet, Strauss-Kahn sei wie ein "brünftiger Schimpanse" über sie hergefallen, als sie ihn bei den Vorarbeiten zu ihrem ersten Buch getroffen habe. Der Politiker habe sie zu sich eingeladen, weil sie ein Interview mit ihm führen wollte; in der Wohnung habe er sie massiv bedrängt und begrapscht, ihren BH aufgemacht und versucht, ihr die Jeans auszuziehen. Das Wort Vergewaltigung, das sie - gegen ihn ringend - ausgestoßen habe, habe ihn "nicht sonderlich" geschreckt, sagte Banon im Fernsehen. Sie habe Strauss-Kahn, dessen Name in der Sendung mit einem Piepton unkenntlich gemacht wurde, seinerzeit nicht angezeigt, weil sie nicht als eine Frau gelten wollte, "die ein Problem mit einem Politiker hat".

Nach französischem Recht verjähren Sexualdelikte nach drei Jahren, bei versuchter Vergewaltigung beträgt die Frist jedoch zehn Jahre.

DSK wehrt sich mit Verleumdungsklage

Gegen ihn wird in den USA weiter ermittelt: Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn.

Gegen ihn wird in den USA weiter ermittelt: Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn.

(Foto: dapd)

Strauss-Kahn schaltete umgehend französische Anwälte ein und ließ seinerseits rechtliche Schritte wegen falscher Anschuldigungen ankündigen. Der von Banon erhobene Vorwurf der versuchten Vergewaltigung sei "erfunden", sagte ein Sprecher der Kanzlei Henri Leclerc & Associés in Paris. Man bereite eine Anzeige vor.

Anwalt: Entscheidung eher gefallen

Gegen Strauss-Kahn wird seit Mitte Mai in den USA wegen eines Vergewaltigungsversuchs ermittelt. Vergangenen Freitag wurde er allerdings überraschend aus dem Hausarrest entlassen, weil Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin aufgetaucht waren. "Wenn sie hinsichtlich mancher Dinge gelogen hat, heißt das nicht, dass sie nicht vergewaltigt wurde", kommentierte Koubbi.

Banons Anwalt sagte dem Nachrichtenmagazin "L'Express", die Entscheidung, Strauss-Kahn anzuzeigen, sei bereits Mitte Juni gefallen, also deutlich vor der überraschenden Wende des Falles in der vergangenen Woche, als die Vorwürfe gegen den Franzosen zu bröckeln begannen. Seine Mandantin und er hätten sich "die nötige Zeit" gelassen, um sich nicht von der US-Justiz "instrumentalisieren" zu lassen. Die Anzeige werde der Pariser Staatsanwaltschaft am Mittwoch zugehen.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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