Politik

Meuthen schimpft auf Petry Gedeon geht - AfD bleibt zerstritten

Kein Zurück mehr: Jörg Meuthen will die alte Fraktion nicht mehr - auch nicht ohne den umstrittenen Gedeon.

Kein Zurück mehr: Jörg Meuthen will die alte Fraktion nicht mehr - auch nicht ohne den umstrittenen Gedeon.

(Foto: dpa)

Der wegen antisemitischer Äußerungen umstrittene Politiker Gedeon verlässt nun doch die AfD-Fraktion in Baden-Württemberg. Damit ist der Grund für deren Spaltung eigentlich weg - der parteiinterne Streit geht dennoch in die nächste Runde.

Nach der Eskalation im Streit um Antisemitismus-Vorwürfe hat der baden-württembergische AfD-Politiker Wolfgang Gedeon den Austritt aus der Landtagsfraktion seiner Partei verkündet. Er hoffe, dadurch die Spaltung seiner Fraktion noch zu verhindern, sagte Gedeon. Kurz zuvor hatte der Fraktionschef und AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen gemeinsam mit zwölf weiteren Abgeordneten aus Protest gegen Gedeon die Fraktion verlassen. Bei einer neuen Abstimmung über den Rauswurf des Abgeordneten aus der Fraktion sei die nötige Zweidrittelmehrheit nicht zusammengekommen.

"Der Fraktionsbruch ist rechtskräftig", bekräftigte Meuthen am Abend nach der Erklärung Gedeons. An diesem Mittwoch sollen die Abgeordneten zusammenkommen, um über eine mögliche Neugründung der AfD-Fraktion zu tagen, kündigte Meuthen an. "Wenn nun mindestens fünf Abgeordnete überlaufen zu uns, dann kann die andere Gruppe nicht als Fraktion existieren. Dann gibt es eine neue AfD-Fraktion frei von Antisemitismus", betonte Meuthen.

Meuthen kritisierte im Gespräch die Einmischung seiner Co-Vorsitzenden auf Bundesebene, Frauke Petry, in die Angelegenheiten der baden-württembergischen Landespartei. "Ich frage mich, wie Frau Petry reagieren würde, wenn ich in Sachsen so agieren würde wie sie hier", sagte Meuthen. Petry hatte nach Gesprächen in Stuttgart verkündet, mit dem Austritt Gedeons sei die Spaltung der AfD-Fraktion in Baden-Württemberg abgewendet. 

Die AfD hat 23 der 143 Sitze im Stuttgarter Parlament. Die AfD hatte bei der Landtagswahl im März 15,1 Prozent der Stimmen erzielt und zwei Direktmandate errungen.

Bundesvorstand erkennt neue Gruppe an

Der AfD-Bundesvorstand unterstützte Meuthen, der auch Co-Vorsitzender der Partei ist. In einer einstimmig beschlossenen Erklärung der Parteispitze vom Dienstag hieß es: "Der Bundesvorstand distanziert sich von denjenigen Mitgliedern der Fraktion, die nicht mit Jörg Meuthen die Fraktion verlassen." Als Vertreter der AfD im Landtag von Baden-Württemberg werde nur die Gruppe um Meuthen anerkannt.

Die Co-Vorsitzende der AfD, Petry, nahm an der Besprechung des Bundesvorstandes dem Vernehmen nach nicht teil. AfD-Chef Meuthen sah sich in den letzten Wochen Vorwürfen ausgesetzt, in den eigenen Reihen Antisemitismus nicht entschieden genug zu bekämpfen. Er hatte zuerst mit Rücktritt gedroht, sollte Gedeon nicht ausgeschlossen werden aus der Fraktion. Dann blieb er aber zunächst doch.

Gedeon hatte vor zwei Wochen erklärt, seine Mitgliedschaft in der Fraktion bis September ruhen zu lassen. Eigentlich wollte die AfD die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Gedeon zuletzt durch Gutachter klären lassen. Es seien bereits zwei Gutachten angefertigt worden, sagte Meuthen. Diese seien zu dem Schluss gekommen, dass die Äußerungen von Gedeon antisemitisch seien. Gedeon sieht sich Kritik ausgesetzt, Holocaust-Leugner zu unterstützen. Er hatte sie als "Dissidenten" - Oppositionelle in autoritären Regimes - gewürdigt.

Auch Gedeons Satz "Das Talmud-Judentum ist der innere Feind des christlichen Abendlandes" wurde von einigen AfD-Politikern als hinreichender Beleg für antisemitisches Gedankengut gewertet. Gedeon hatte überdies den Holocaust als "gewisse Schandtaten" bezeichnet. Zudem hält der Politiker die sogenannten Protokolle der Weisen von Zion, aus denen Antisemiten Theorien über eine angebliche jüdische Verschwörung ableiten, für "eher" keine Fälschung. Nach Einschätzung der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) sind diese Papiere aus wissenschaftlicher Sicht unhaltbar und dienen der falschen Untermauerung von Ressentiments gegen Juden.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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