Pinochets Folterknecht Geheimdienst-Chef Contreras ist tot
08.08.2015, 17:13 Uhr
Der Geheimdienstchef von Chile unter Pinochet: Manuel Contreras im Jahr 2004.
(Foto: REUTERS)
Ehemalige politische Gefangene feiern seinen Tod: Manuel Contreras war unter dem chilenischen Diktator Pinochet der Chef des Geheimdienstes. Erst spät wurde er für Mord, Folter und andere Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.
Der berüchtigte Chef der Geheimpolizei unter Chiles einstigem Diktator Augusto Pinochet ist tot: Manuel Contreras starb in der Nacht in einem Militärkrankenhaus in Santiago de Chile im Alter von 86 Jahren, wie die Polizei mitteilte. Der Ex-General war in Chile wegen Entführung, Folter und Mordes zu 529 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Contreras galt als rechte Hand Pinochets, der in Chile von 1973 bis 1989 eine Militärdiktatur führte. Die meisten der 3200 Todesopfer oder Vermissten aus dieser Zeit werden dem Geheimdienst Dina angelastet, den Contreras gegründet und geleitet hatte. Hinzu kommen mehr als 38.000 Folteropfer.
Nach Druck der USA abgelöst
Der Geheimdienst, der ähnlich wie die Gestapo oder die Stasi arbeitete, kam auf 60.000 Mitarbeiter und Informanten. Er hatte eigene Geheimgefängnisse, konnte Gefangene beliebig einsperren, war im In- und Ausland tätig und hatte nur Pinochet gegenüber Rechenschaft abzulegen. Contreras war auch Mitglied der "Operation Condor", einem gemeinsamen Plan südamerikanischer Militärdiktaturen in den 70er Jahren, um Oppositionelle auszuschalten.
1977 wurde Contreras von Pinochet auf Druck der USA als Geheimdienstchef abgelöst. Washington hatte Beweise vorgelegt, dass der tödliche Anschlag gegen Chiles Ex-Minister Orlando Letelier, der unter dem linksgerichteten Präsidenten Salvador Allende diente, im September 1976 in den USA von der Dina in Auftrag gegeben worden war.
Chilenen feiern den Tod
Eine Auslieferung von Contreras an die USA lehnte Chile ab, er musste aber bis Januar 2001 sieben Jahre Haft wegen dieses Verbrechens absitzen. Im Jahr 2005 kam Contreras in Chile wegen der Entführung eines jungen Oppositionellen erneut ins Gefängnis. Danach wurde er in insgesamt 40 Fällen wegen Folter, Ermordung oder des Verschwindens von Oppositionellen verurteilt, wobei er jegliche Verantwortung der Dina für diese Verbrechen stets bestritt.
Erst im Mai war Contreras wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu weiteren 15 Jahren Haft verurteilt worden. In dem Prozess ging es um die Ermordung der Schauspielerin Ana María Ortiz und des Politologen Alejandro de la Barra von der revolutionären Linken Ende 1973.
Contreras war unter anderem an Krebs und Diabetes erkrankt. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen verschlechtert. Er starb nun in demselben Krankenhaus wie im Dezember 2006 sein Mentor Pinochet, der juristisch nie belangt worden war. Vor dem Krankenhaus feierten in der Nacht dutzende Chilenen den Tod des berüchtigten Ex-Geheimpolizeichefs, darunter ehemalige politische Häftlinge.
Quelle: ntv.de, mli/AFP