"SPD braucht Leidenschaft" Gysi hält Machtwechsel im Bund für möglich
30.03.2015, 07:15 Uhr
Gregor Gysi wirft der SPD um Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier (v.l) vor, sich mit der Rolle als "Vizekanzlerpartei" unter Kanzlerin Merkel augenscheinlich abgefunden zu haben.
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Im politischen Berlin geht man davon aus, dass die Union mit Angela Merkel auch die Wahl 2017 klar gewinnen würde, sollte die Kanzlerin noch einmal antreten. Linke-Politiker Gregor Gysi will sich mit dieser Aussicht nicht abfinden und macht der SPD Vorwürfe.
Der Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, hält einen Machtwechsel im Bund hin zu Rot-Rot-Grün nur für möglich, wenn die SPD mit mehr "Leidenschaft" agiere. Die SPD dürfe sich nicht mit der Rolle einer Vizekanzlerpartei abfinden, sagte Gysi der "Berliner Zeitung." '"Eigentlich müsste sie Leidenschaft entwickeln und sagen: Wir wollen mehr. Das strahlt sie zurzeit aber nicht aus. Wenn sie es ausstrahlte, würden andere Auseinandersetzungen stattfinden."
Einen rot-rot-grünen Machtwechsel 2017 hält Gysi für wenig wahrscheinlich. "Aber vieles ist außen- und innenpolitisch heute nicht mehr so berechenbar wie in Zeiten des Kalten Krieges", sagte er der Zeitung. Es gebe heute zwar keine Wechselstimmung. "Aber unter der Oberfläche brodelt es. Das merkt man auch an Erscheinungen, die mir nicht gefallen, wie Pegida". Man könne nicht mehr einschätzen, was im nächsten und im übernächsten Jahr passiere. Politik müsse sich immer darauf einstellen, dass es einen schnellen Stimmungswechsel geben könne.
Gysi hält aber auch seiner eigenen Partei vor, zu wenig für eine Wechselstimmung im Land zu tun: "Weil wir uns zu viel mit uns selbst beschäftigen und zu wenig damit, an welchen Stellen wir eine Wechselstimmung erzeugen könnten."
Wagenknecht und Kipping gegen rot-rote Koalition
Die Linke-Vorsitzende Katja Kipping sieht derzeit eindeutig keine Grundlage für eine rot-rot-grüne Koalition im Bund. Hierfür seien zentrale Vereinbarungen nötig, sagte sie der "Welt". Dazu zählten eine Mindestrente von 1050 Euro, eine radikale Reform des Gesundheitswesens, die Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen sowie eine "Steuerpolitik weg vom privaten und hin zu öffentlichem Reichtum". Auch eine andere Außenpolitik halte sie für elementar: "Wir wollen die Kriegseinsätze der Bundeswehr und sämtliche Rüstungsexporte stoppen."
Ähnlich hatte sich zuvor die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht geäußert: "Mit der SPD kriegen Sie doch einen Regierungswechsel nicht hin". SPD-Parteichef Sigmar Gabriel räume alle Unterschiede zur CDU ab, "ob es das Freihandelsabkommen TTIP ist oder die Vermögenssteuer", führte Wagenknecht aus. "Mit der jetzigen Politik kommen die nie aus ihrem 25-Prozent-Loch."
Quelle: ntv.de, dka/dpa