Rückzug aus der Politik? Gysi spannt die Linke auf die Folter
04.06.2015, 06:47 Uhr
Gregor Gysi will seinen Ruhestand genießen. Wann er ihn antritt, will er vorerst nicht verraten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gregor Gysi scheint das geradezu zu genießen: Ob der Linke-Fraktionschef weitermacht, will er erst am Sonntag beim Parteitag sagen. Und trotzdem plaudert der 67-Jährige ausgiebig über seinen Ruhestand und die Linkspartei nach seinem Abtritt.
Der Linke-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi befeuert Gerüchte über seinen Rückzug aus der Tagespolitik. Dem "Westfalen-Blatt" sagte er, er werde beim Bundesparteitag am Sonntag definitiv erklären, ob er weitermacht oder im Herbst aufhört. "Die Partei wird von mir erfahren, was ich vorhabe", sagte der 67-Jährige. Gysi betonte, dass er seine Familie nicht zum Parteitag eingeladen habe. Spekulationen darüber waren als Zeichen für einen Rückzug gewertet worden.
In der "Leipziger Volkszeitung" sagte er: "Ich weiß gar nicht, wie dieser Erwartungsdruck entstehen konnte. Wenn ich eine Entscheidung treffe, entweder zu bleiben oder nicht, dann sage ich das zuerst dem Parteitag und nicht den Medien. Und der Parteitag tagt in Bielefeld, Punkt."
Er selbst habe sich "fest vorgenommen, das Alter wirklich zu genießen". Auf den Wahlkampf 2017 im Bund freue er sich jedenfalls schon jetzt "wie verrückt", egal in welcher Rolle er dabei sein werde. Außerdem freue er sich, dass er in seinem Alter "als Fraktionsvorsitzender eigentlich täglich souveräner" werde.
Wagenknecht und Bartsch müssten sich zusammenraufen
Gysi bedauerte, dass ihm seine Stellvertreter Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch derzeit nicht die Kärrnerarbeit im Bundestag abnähmen. "Aber es war immer mein Vorschlag, dass, wenn ich irgendwann aufhöre, die beiden die Nachfolger werden."
Dabei dürfe es aber nicht darum gehen, dass die dem linken Flügel zugerechnete Wagenknecht und der Realpolitiker Bartsch miteinander einen persönlichen Kompromiss zu finden. Beider Ziel müsse es sein, "für die Fraktion und die Partei den Kompromiss zu finden", appellierte Gysi. Wagenknecht hatte zuletzt angekündigt, dass sie im Herbst nicht für den Fraktionsvorsitz kandidieren werde.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP