Nach vollstreckten Todesurteilen Heftiger Protest regt sich gegen Indonesien
29.04.2015, 20:51 Uhr
Proteste vor der indonesischen Botschaft in der philippinischen Botschaft Manila.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Nachdem Indonesien acht Drogenschmuggler rigoros hingerichtet hat, hagelt es international Kritik. Die Bundesregierung bezeichnet das Vorgehen als "unmenschlich", in Australien formiert sich ein Boykott der Inselnation.
Die Hinrichtung von acht Drogenschmugglern in Indonesien hat international scharfe Kritik und auch diplomatische Verstimmungen ausgelöst. Australien wollte seinen Botschafter zu Konsultationen zurückrufen. Der australische Regierungschef Tony Abbott sprach von "grausamen und unnötigen Hinrichtungen". Zwei der Männer, die kurz nach Mitternacht vor ein Erschießungskommando gestellt wurden, kamen aus Australien. Seine Regierung könne "nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte Australiens Premier Abbott. Die Beziehungen beider Länder hätten Schaden genommen.
Menschenrechtsorganisationen reagierten betroffen und erschüttert. "Es ist äußerst bedauerlich und äußerst traurig, dass diesen Menschen das Leben genommen wurde", erklärte ein Sprecher des UN-Hochkommissars für Menschenrechte in Genf. Amnesty International sprach von einem "sinnlosen, tragischen und verheerenden, vom Staat sanktionierten Mord".
Todesstrafe wegen Drogendelikten verboten
Indonesien beharrt darauf, dass die Geißel des Drogenkonsums nur mit abschreckenden Strafen bekämpft werden kann. Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, sagte: "Aus Sicht der Bundesregierung ist die Todesstrafe eine unmenschliche und grausame Art der Bestrafung, die wir unter allen Umständen ablehnen." Er verwies auch auf einen Beschluss des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen, der die Todesstrafe wegen Drogendelikten für unzulässig erklärt habe. Zudem sei es nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen "sehr zweifelhaft", dass die Todesstrafe abschreckend wirke.
UN-Chef Ban und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini riefen die indonesische Regierung auf, alle Exekutionen in dem Land auszusetzen. Ban sagte, die Todesstrafe habe keinen Platz im 21. Jahrhundert. Die EU erklärte, sie sei überdies bereit, Indonesien beim Kampf gegen den Drogenhandel zu unterstützen.
Die französische Regierung versucht indes, die Hinrichtung eines Landsmanns zu verhindern, der ebenfalls wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt worden war. "Frankreich (...) erinnert an seine Ablehnung der Todesstrafe an allen Orten und unter allen Umständen", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Paris.
Boykottaufrufe gegen Indonesien
Außer den zwei Australiern wurden ein Brasilianer, ein Indonesier und vier Nigerianer exekutiert. Die Hinrichtung einer 30-jährigen Philippinerin wurde in letzter Minute ausgesetzt. Stunden vorher hatte sich auf den Philippinen eine Frau der Polizei gestellt, die die 30-jährige Mutter von zwei Kindern ohne ihr Wissen als Drogenkurierin ausgenutzt haben soll.
Canberra protestierte seit Wochen scharf gegen die Todesurteile. Die beiden Australier hätten Reue gezeigt und sich im Gefängnis völlig gewandelt. In Australien war die Empörung groß. In sozialen Netzwerken kursierten Boykottaufrufe unter dem Hashtag #BoycottIndonesia oder #Boycottbali. Die Ferieninsel Bali ist fest in australischer Hand, vergleichbar mit dem Ferienziel Mallorca für die Deutschen.
Abbott warnte indes vor Boykott-Maßnahmen. Die Beziehungen zu Indonesien seien wichtig: "Wir müssen sicherstellen, dass unser Ärger eine schlimme Situation nicht noch schlimmer macht." Indonesien zeigte sich unbeeindruckt von möglichen Handelssanktionen. "Wir importieren mehr von Australien als umgekehrt. Wenn der Handel eingefroren wird, leiden die Australier stärker", meinte Vizepräsident Jusuf Kalla nach Angaben der Zeitung "Jakarta Post".
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/AFP