Staatsbesuch in Athen Hollande stellt Umschuldung in Aussicht
23.10.2015, 10:23 Uhr
Hollande gilt als einer der letzten Freunde unter den EU-Staats- und Regierungschefs, die Tsipras geblieben sind.
(Foto: REUTERS)
Nach den Querelen um das neue Hilfspaket hat die griechische Regierung kaum noch Freunde in Europas Hauptstädten - außer in Paris. Frankreichs Präsident Hollande macht Tsipras nicht nur Hoffnung auf eine Schuldenerleichterung.
Frankreichs Präsident François Hollande hat den Griechen Hoffnung auf eine Umschuldung ihrer erdrückenden Staatsschulden gemacht. Die Reformen müssen aber umgesetzt werden, sagte Hollande bei einem Essen mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos. "Europa muss weiter Solidarität zeigen mit dem Beginn einer Diskussion über die griechischen Schulden", sagte Hollande.
Eine Entlastung bei den Schulden bedeute jedoch nicht, dass Griechenland seine Verpflichtungen nicht erfüllen müsse, sagte Hollande. "Die Reformen müssen und werden stattfinden." Die Rede wurde vom Staatsfernsehen ETR1 übertragen.
Hollande setzt heute seinen zweitägigen Besuch in Griechenland fort. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Regierungschef Alexis Tsipras stehen die wirtschaftliche Lage des Landes sowie die Entwicklung der Reformen und Sparmaßnahmen. Begleitet wird der Präsident von einer großen französischen Wirtschaftsdelegation. Vor seiner Abreise hatte Hollande in einem Interview fanzösische Unternehmen aufgefordert: "Investiert in Europa!"
Gegenpol zu Berlin
Griechische Medien und die meisten Parteien in Griechenland sehen in Hollande einen der wichtigsten Unterstützer des Landes in seinen Bemühungen, aus der schweren Finanzkrise herauszukommen. Die französische Regierung gilt damit als Gegenpol zur deutschen, die nicht nur auf harten Sparmaßnahmen als Voraussetzung für Hilfen an Griechenland bestand, sondern auch weitere Schuldenerlasse bislang kategorisch ablehnte.
Vor allem ist Hollandes Staatsbesuch ein politisches Zeichen. Griechenlands Syriza-Regierung, die zwar Ende September wiedergewählt worden war, hat aber unter den EU-Regierungen nach den monatelangen, chaotischen Verhandlungen über das Rettungspaket nur noch wenige Freunde. Auch die Beziehung zwischen Tsipras und EU-Kommissionschef Juncker gilt bis heute als vergiftet. Hollande dagegen bejubelte Tsipras' Wahlsieg als wichstiges "Signal für Europas Linke". Er könnte, so hoffen viele Kommentatoren in griechischen Medien, helfen, auch die Beziehungen zu anderen Politikern in der EU wieder zu verbessern.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa