Politik

Nicht vergessen und nicht vergeben Holocaust-Überlebende mahnen in Auschwitz

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Ehemalige Auschwitz-Häftlinge führen den "Marsch der Lebenden" an.

(Foto: AP)

Sechs Millionen Opfer hat der Holocaust gefordert. Die überlebenden Zeitzeugen werden immer älter. Sie mahnen: Die "Flamme der Erinnerung" müsse an die junge Generation weitergereicht werden.

Am Tag der Erinnerung an die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten europäischen Juden haben Überlebende in Auschwitz gemahnt, die Vergangenheit nicht als abgeschlossen zu betrachten. Solidarität mit den Ermordeten verpflichte zum Erinnern, sagte Zygmunt Rolat, ein in Polen geborener Holocaust-Überlebender vor rund 10.000 Teilnehmern des "Marschs der Lebenden". Dabei zogen junge Juden aus aller Welt von Auschwitz nach Birkenau. Auschwitz-Birkenau war das größte der deutschen Todeslager im besetzten Polen. Unter den mindestens 1,1 Millionen Opfern waren etwa eine Million jüdischer Häftlinge.

"Wenn ich die Wahl hätte, würde ich es vorziehen, mich nicht zu erinnern", sagte Rolat, der nach dem Krieg in die USA auswanderte. "Ich würde es vorziehen, nicht diese Erinnerungen zu haben, aber ich habe keine Wahl." Zugleich warnte Rolat davor, dem "schönen Zauber" des Appels "Nie wieder" zu vertrauen: "Glaubt das nicht. Es ist wieder passiert, in Bosnien, in Ruanda, in Kambodscha, im Sudan." "Nach 70 Jahren, nach einem Menschenleben, könnte man glauben, dass es an der Zeit ist, das Kapitel der Vergangenheit abzuschließen", sagte der Rabbiner Meir Lau aus Tel Aviv, der als achtjähriger Junge den Holocaust überlebte. "Aber wir dürften nicht vergessen, und wir werden nicht vergeben."

In einer Videobotschaft nannte der israelische Präsident Reuven Rivlin die Jugendlichen eine "Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart". Während die Generation der Zeitzeugen sterbe, müsse die junge Generation von den Überlebenden die Flamme der Erinnerung übernehmen. "Stellt sicher, dass die Erinnerung immer Teil unseres Lebens ist", sagte er. Der älteste Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in Auschwitz war 101 Jahre alt.

Erstmal wandte sich Papst Franziskus als Oberhaupt der katholischen Kirche an die Teilnehmer. In einer während der Gedenkfeier verlesenen Grußbotschaft ließ er ausrichten, er fühle sich der "Mission des Marsches nahe". Er bete um Segen für den "Kampf um Leben und Würde", schrieb Franziskus.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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