Politik

Paris fliegt Luftangriffe Hunderte Malier auf der Flucht

In Mali kämpft die frühere Kolonialmacht Frankreich gegen vorrückende Islamisten. Paris selbst erhöht seine Sicherheitsvorkehrungen.

In Mali kämpft die frühere Kolonialmacht Frankreich gegen vorrückende Islamisten. Paris selbst erhöht seine Sicherheitsvorkehrungen.

(Foto: REUTERS)

Frankreich setzt seine Angriffe gegen islamische Extremisten in Afrika fort. Während die Gotteskrieger in Mali fürs Erste zurückgedrängt werden, misslingt eine Geiselbefreiung in Somalia blutig. London und Washington bieten Paris Hilfe an. Berlin will sich heraushalten.

Nach französischen Luftangriffen in der malischen Stadt Léré sind rund 200 Menschen laut Augenzeugen über die Grenze nach Mauretanien geflohen. Die Flüchtlinge, bei denen es sich vorwiegend um Frauen, Kinder und Alte handelte, seien von Léré kommend in der mauretanischen Grenzstadt Vassala eingetroffen, sagte der Einwohner Hamadi Bekaye. Léré liegt rund 150 Kilometer nordwestlich von Konna, wo es zuletzt Kämpfe mit islamistischen Rebellen gegeben hatte.

Mehrere weitere Augenzeugen berichteten, die Gruppe sei vor französischen Luftangriffen auf Waffen-, Munitions- und Treibstofflager der Islamistengruppe Ansar Dine geflohen, welche die Ortschaft kontrolliert. Bisher waren nur französische Luftangriffe auf Fahrzeuge und Stellungen der Islamisten in der Region von Konna auf der anderen Seite des Niger-Stroms bekannt geworden.

Islamisten gut bewaffnet

Frankreichs Präsident François Hollande rief in Paris unterdessen erneut den Verteidigungsrat zusammen. Aus dem Umfeld Hollandes hieß es, die Rebellen seien überraschend gut ausgerüstet, gut bewaffnet und gut ausgebildet. Die Islamisten seien in Libyen an moderne und hochentwickelte Ausrüstung gelangt, die "viel robuster und effizienter als erwartet" sei.

Französische Soldaten bereiten sich auf ihren Einsatz vor.

Französische Soldaten bereiten sich auf ihren Einsatz vor.

(Foto: REUTERS)

Unterdessen erhöhte Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Land. Angesichts der terroristischen Bedrohung müssten alle "notwendigen Vorkehrungen" getroffen werden, sagte Hollande. Bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillieren in Bahnhöfen und Metro-Stationen in Paris, die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen und öffentlichen Gebäuden wurden verschärft. Als Gefährder eingestufte Islamisten im Land würden verstärkt beobachtet, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian.

Geiselbefreiung in Somalia misslingt

Mit der Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen reagierte Paris zum einen auf den Einsatz in Mali. Zum anderen waren bei der gescheiterten Befreiung einer französischen Geisel aus der Hand islamistischer Entführer in Somalia mindestens 18 Menschen getötet worden, darunter ein französischer Soldat. Augenzeugen zufolge kamen auch acht Zivilisten ums Leben. Die Islamistengruppe Ansar Dine in Mali und der Al-Kaida-Ableger Shebab in Somalia drohten Frankreich mit Vergeltung.

Frankreich hatte die Aktion unmittelbar nach Beginn seines Kampfeinsatzes im 5000 Kilometer westlich gelegenen Mali eingeleitet. Es besteht die Sorge, dass die in mehreren afrikanischen Ländern verschleppten Landsleute Vergeltungsaktionen von Islamisten zum Opfer fallen.

Rebellen noch nicht gestoppt

Le Drian kündigte die Fortsetzung der Luftangriffe in Mali an: "Luftangriffe gibt es laufend. Es gibt sie jetzt, es gab sie in dieser Nacht, es wird sie morgen geben." Der Vormarsch der Rebellen sei noch nicht gestoppt, warnte der Verteidigungsminister. Frankreich und Europa seien "auf Dauer" einer "terroristischen Gefahr" ausgesetzt.

Die Islamisten-Gruppe Ansar Dine hat im Norden Malis eine Stadt nach der anderen erobert und Angst und Schrecken hinterlassen.

Die Islamisten-Gruppe Ansar Dine hat im Norden Malis eine Stadt nach der anderen erobert und Angst und Schrecken hinterlassen.

(Foto: AP)

Französischen Angaben zufolge wurden bei der Rückeroberung der Stadt Konna, die rund 700 Kilometer nördlich der malischen Hauptstadt Bamako liegt, etwa hundert Rebellen getötet. Bei den Kämpfen starben am Freitag auch ein französischer Hubschrauberpilot und elf malische Soldaten. Aus malischen Sicherheitskreisen verlautete, ein führender Kommandeur der Ansar Dine sei in Konna getötet worden. Abdel Krim sei ein Stellvertreter von Ansar-Dine-Führers Iyad Ag Ghaly. Ansar Dine besteht vorwiegend aus Tuareg-Rebellen.

London und Washington wollen helfen

Die britische Regierung kündigte an, Flugzeuge zur Verfügung zu stellen, um Truppen und Ausrüstung nach Mali zu transportieren. Britische Soldaten würden sich jedoch nicht an dem Kampfeinsatz selbst beteiligen, teilte ein Sprecher mit. Wie die "Washington Post" berichtete, hat auch die US-Regierung Paris militärische Unterstützung bei dem Einsatz angeboten. So könnten US-Drohnen in Mali zum Einsatz kommen, hieß es unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsvertreter.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) schloss eine Entsendung von Kampftruppen erneut aus. Deutschland werde sich aber womöglich an einer späteren Ausbildungsmission für die malische Armee beteiligen, erklärte er.

Die USA, Frankreich und viele andere Staaten fürchten, dass Mali zu einem Rückzugsgebiet für islamische Terroristen werden könnte. Die Islamisten, die seit April vergangenen Jahres weite Teile des Nordens von Mali kontrollierten, hatten vor wenigen Tagen die Stadt Konna eingenommen und waren nach Süden vorgerückt.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP/dpa

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