Brutale Gräueltaten in Libyen IS-Kämpfer zünden Krankenhaus an
14.08.2015, 21:44 Uhr
Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit gewinnt der IS im Norden Afrikas immer mehr an Boden.
(Foto: REUTERS)
Südlich von Europa entsteht eine zweite Front: In Gaddafis alter Heimatstadt Sirte breiten sich IS-Anhänger immer weiter aus. Mit äußerster Gewalt gehen sie gegen libysche Stämme vor. Selbst hilflosen Gegnern gewähren sie keine Gnade.
Mit furchtbarer Härte gehen Anhänger des "Islamischen Staates" (IS) in Libyen gegen libysche Milizen vor, die sich nicht unterordnen wollen und die Gefolgschaft verweigern. In Sirte stürmten die Dschihadisten Berichten lokaler Medien zufolge ein Krankenhaus. Sirte ist die Heimatstadt des 2011 gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.
Bei dem Überfall kamen zahlreiche wehrlose IS-Gegner ums Leben: Die Islamisten töteten 22 verletzte rivalisierende Milizionäre, deren Leichname sie anschließend verstümmelten. Das Krankenhaus setzten sie danach zur Abschreckung in Brand, berichtete das Nachrichtenportal "Al-Wasat".
Seit Mittwoch toben in der Stadt Kämpfe zwischen lokalen Stammesangehörigen und IS-Anhängern. Innerhalb von drei Tagen seien dabei mindestens 106 Menschen getötet worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija unter Berufung auf offizielle Kreise. Die meisten Opfer gehörten dem Ferschan-Stamm an, der sich geweigert habe, sich dem IS zu unterwerfen.
Bei den jüngsten Gefechten zwischen IS-Anhängern, Regierungstruppen und rivalisierende Aufständischen kamen allein am Freitag mindestens 42 Menschen ums Leben. In Bengasi im Osten des Landes griffen die Islamisten Einheiten an, die der international anerkannten Regierung unterstehen. Dabei kamen nach Angaben von Bewohnern und Sanitätern fünf Soldaten ums Leben. Die IS-Kämpfer hätten auch einen Panzer und drei Militärfahrzeuge zerstört.
Al-Thinni fordert Waffen
Der IS hatte bereits im Februar weite Teile von Sirte, 450 Kilometer östlich von Tripolis, erobert und die Stadt in der gleichnamigen Region im Mai komplett unter seine Kontrolle gebracht. Die Dschihadisten nutzen das Machtvakuum in dem ölreichen Land aus, wo sich zwei Regierungen und zahlreiche Milizen gegenseitig bekämpfen.
Der Chef der international anerkannten libyschen Regierung in Tobruk, Abdullah al-Thinni, warf dem IS in einer jüngst veröffentlichten Erklärung vor, in Libyen einen Völkermord verüben zu wollen. Er rief die Vereinten Nationen auf, das 2011 gegen Libyen verhängte Waffenembargo aufzuheben.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts