Politik

Deutschland folgt weltweitem Trend Immer weniger haben einen festen Job

Dieser Arbeitsplatz ist noch frei.

Dieser Arbeitsplatz ist noch frei.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sichere Arbeitsplätze werden in vielen Ländern immer mehr zur Ausnahme. Wachsende Armut ist die Folge - Deutschland ist da keine Ausnahme. So sind nach Einführung des Mindestlohns Hunderttausende Mini-Jobs verschwunden. Unklar ist, wohin.

Befristete Jobs, Teilzeitarbeit, unsichere Einkommen: Trotz wirtschaftlichen Wachstums nimmt die Zahl sozial ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse weltweit weiter zu. Drei Viertel aller Arbeitnehmer haben nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) keine ausreichend sozial abgesicherte Vollzeitstelle mit festem Vertrag und sicherem Gehalt. Dazu zählten in Deutschland Minijobs und andere Formen geringfügiger Beschäftigung.

Folgen des Trends zu instabilen oder prekären Beschäftigungsverhältnissen seien sinkende Einkommen und wachsende Armut, warnte die ILO in ihrem Weltarbeitsmarktbericht. Den Angaben zufolge haben rund 75 Prozent aller Erwerbstätigen nur zeitlich befristete oder informelle Jobs oder leisten unbezahlte Arbeit in kleinen Familienunternehmen. Mehr als 60 Prozent aller Arbeitnehmer hätten keinen Beschäftigungsvertrag, beklagt die UN-Sonderorganisation für soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrecht.

In Deutschland waren laut ILO-Bericht 2014 rund 7,5 Millionen Menschen in Minijobs tätig. Fast jeder fünfte Erwerbstätige habe in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr lediglich einen 450-Euro-Job gehabt und sei nur teilweise sozialversichert gewesen. Seit Einführung des Mindestlohns zum Jahresbeginn sind hierzulande mindestens 237.000 gewerbliche Minijobs verschwunden. Das geht aus dem Quartalsbericht der Minijobzentrale in Bochum hervor. Besonders betroffen sind die ostdeutschen Bundesländer. Ob dies mit dem Start des Mindestlohns ursächlich zusammenhänge, ist noch nicht erwiesen.

Debatte um Minijobs

Wirtschaftsforscher hatten vor einem Wegfall von Minijobs durch den Mindestlohn gewarnt. Im Gegenzug dürften aber auch einige sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden sein. Aus dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hieß es, bisher habe der Mindestlohn nicht zu einem massiven Rückgang von Beschäftigung geführt. Eine Entwarnung wäre indes voreilig, "denn bei den Minijobs zeigen sich bereits erste Verwerfungen".

Mario Ohoven, Chef des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, äußerte deutlichere Kritik an der Lohnuntergrenze: "Der Mindestlohn hat sich als Jobkiller erwiesen. Der Verlust von fast 240.000 Minijobs ist ein sozialpolitisches Fiasko für die Bundesregierung." Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht derweil deutliche Hinweise darauf, dass Minijobs in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt wurden. So sei 2014 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung saisonbereinigt im Einzelhandel um 1,3 Prozent und im Gastgewerbe sogar um 5,4 Prozent gestiegen. In diesen beiden Branchen sind Minijobs besonders weit verbreitet.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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