Tausende Menschen festgenommen Inhaftierter Demonstrant in Belarus gestorben
12.08.2020, 22:35 Uhr
Die Regierung in Belarus geht gewaltsam gegen Demonstranten vor.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei Protesten gegen den wiedergewählten Staatschef Lukaschenko kommt am Montag ein Mensch ums Leben. Wenige Tage später folgt der zweite Tote. Der Zustand des inhaftierten Mannes habe sich plötzlich verschlechtert, erklären die belarussischen Behörden. Die Todesursache ist unklar.
Ein bei den Protesten gegen die Führung in Belarus festgenommener Demonstrant ist nach Behördenangaben gestorben. Der 25-Jährige sei am Sonntag in der Stadt Gomel bei einer "nicht genehmigten" Demonstration gegen die Präsidentenwahl festgenommen und zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt worden, teilten die Behörden mit. Weder Ursache noch Zeitpunkt seines Todes waren zunächst bekannt. Dem jungen Mann sei es in der Haft "plötzlich schlechter" gegangen, hieß es weiter.
Es ist das zweite Todesopfer seit Beginn der landesweiten Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko. Am Montag war bereits ein Demonstrant getötet worden - laut Regierungsangaben, weil ein Sprengsatz in seinen Händen explodierte. In der südbelarussischen Stadt Brest schoss die Polizei nach Angaben des Innenministeriums am Mittwoch mit scharfer Munition auf Demonstranten, nachdem eine "Gruppe aggressiver Bürger" die Beamten angegriffen habe. Mindestens ein Mensch wurde demnach verletzt. Seit Sonntag wurden Tausende Demonstranten festgenommen.
Lettland solidarisiert sich mit Nachbarn
In Belarus gibt es seit Tagen massive Proteste gegen die von Wahlbetrugsvorwürfen begleitete Präsidentschaftswahl am Sonntag. Laut dem amtlichen Wahlergebnis kam der seit 26 autoritär regierende Staatschef Lukaschenko auf mehr als 80 Prozent der Stimmen. Seine inzwischen nach Litauen geflüchtete Hauptrivalin Swetlana Tichanowskaja erhielt demnach nur rund zehn Prozent.
In Lettland zeigten mehrere hundert Menschen Solidarität mit dem Nachbarland und gingen gegen das gewaltsame Vorgehen Lukaschenkos auf die Straße. Bei einer Kundgebung vor der belarussischen Botschaft in Riga forderten sie ein Ende der Gewalt und die Freilassung inhaftierter Demonstranten.
Die Bundesregierung in Berlin verurteilte das Vorgehen der Sicherheitskräfte. "Das ist eine regelrechte Repressionswelle, die da rollt, mit Tausenden Festnahmen nach Wahlen, die weder fair noch frei waren", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Alle die in Belarus verhaftet wurden, weil sie friedlich für ihre demokratischen Rechte demonstriert haben, müssen freigelassen und müssen gehört werden." Die Außenminister der EU-Staaten wollen voraussichtlich noch an diesem Freitag in einer außerplanmäßigen Videokonferenz über die Lage in Belarus sprechen. Dabei soll es auch um mögliche neue Sanktionen gegen die Staatsführung in Minsk gehen.
Quelle: ntv.de, chf/AFP/dpa