Wikileaks-Gründer gerät in Bedrängnis Interpol sucht nach Assange
01.12.2010, 06:53 UhrWikileaks-Gründer Assange befindet sich auf der Flucht, doch der Fahndungsdruck erhöht sich. Wegen des Verdachts der Vergewaltigung sucht Interpol nach dem 39-Jährigen, der nach den jüngsten Enthüllungen seiner Plattform zum Staatsfeind Nr. 1 der USA aufgestiegen sein dürfte. Zeit für ein Interview über das Internet findet Assange dennoch.

Assange auf allen Kanälen. Sein Aufenthaltsort ist allerdings nicht bekannt.
(Foto: dpa)
Der wegen Vergewaltigungsverdachts in Schweden gesuchte Wikileaks-Gründer Julian Assange steht jetzt auch auf der Fahndungsliste von Interpol. Eine entsprechende "Red Notice", eine Art Steckbrief des 39-Jährigen, veröffentlichte die Internationale Polizeibehörde auf ihrer Internetseite. Schweden hatte Mitte November bei Interpol ein Antrag auf internationale Fahndung nach Assange gestellt. In dem skandinavischen Land wird der Australier per Haftbefehl wegen des Verdachts der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung von zwei Frauen gesucht. Assange hat die Vorwürfe zurückgewiesen und als Komplott der US-Regierung bezeichnet.
Wo sich der Internet-Aktivist derzeit aufhält, ist nicht bekannt. Wikileaks sorgt derzeit weltweit mit der Veröffentlichung vertraulicher Dokumente aus dem US-Außenministerium für Aufsehen. Assange hat bereits angekündigt, auch brisante Informationen über das Gebahren von US-Banken zu veröffentlichen.
Verhör über Telefon?
Nach Angaben eines Interpol-Sprechers stellte Schweden am 20. November den Antrag auf einen internationalen Haftbefehl. Dieser sei nun erlassen worden, indem die Anfrage aus Stockholm einen sogenannten roten Vermerk bekam. Damit werden alle 188 Interpol-Staaten aufgefordert, den Haftbefehl zu vollstrecken, wenn der Gesuchte bei ihnen im Land ist.
Am Dienstag hatte Assanges schwedischer Anwalt angekündigt, eine Aufhebung des schwedischen Haftbefehls vor dem Obersten Gericht in Stockholm erwirken zu wollen. Der Haftbefehl war vorher in zwei Instanzen bestätigt worden. Anwalt Björn Hurtig bot in der Berufungsklage an, dass Assange über Telefon, Videolink oder andere Kommunikationswege vom Ausland aus verhört werden könne.
Ecuador hatte dem Flüchtigen Asyl angeboten, rückt jetzt aber in Person von Präsident Rafael Correa davon ab. Eine solche Einladung gebe es nicht, sagte der Staatschef in der Küstenstadt Guayaquil. "Es gibt kein formales Angebot für den Chef von Wikileaks." Dagegen hatte Vize-Außenminister Kintto Lucas am Montag noch erklärt: "Wir sind bereit, ihm ein Aufenthaltsrecht in Ecuador anzubieten, ohne Probleme und ohne Bedingungen." Dies sei eine persönliche Ansicht von Lucas gewesen, stellte Präsident Correa nun klar.
Assange verlangt Konsequenzen für Clinton
Derweil hat Assange dem US-Magazin "Time" ein Interview über den Internet-Telefondienst Skype gegeben. Er forderte darin den Rücktritt von US-Außenministerin Clinton für den Fall, dass sie US-Diplomaten im Ausland zur Spionage aufgefordert hat. Wenn Clinton für die von Wikileaks aufgedeckten Spionage-Anweisungen verantwortlich sei, müsse sie dafür auch die Verantwortung übernehmen, sagte Assange, der das Telefonat von einem unbekannten Ort aus führte.
Laut den Enthüllungen der Internetplattform haben die USA ihre Diplomaten angewiesen, diplomatische Vertreter anderer Länder auszuspähen. So wurden Mitarbeiter des US-Außenministeriums aufgefordert, Informationen über hochrangige Vertreter zahlreicher Länder zu sammeln. Die Anweisungen wurden laut den geheimen US-Dokumenten an Botschaften in Afrika, im Nahen Osten, in Osteuropa, in Lateinamerika sowie an die US-Vertretung bei den Vereinten Nationen gesandt.
Im Namen von Außenministerin Clinton war laut den Wikileaks-Dokumenten im Juli vergangenen Jahres unter anderem eine Anordnung an mehr als 30 US-Botschaften und Konsulate verschickt worden. Darin wurden die Diplomaten aufgefordert, technische Informationen über die Kommunikationssysteme von hochrangigen UN-Vertretern zu sammeln, darunter auch Passwörter für Verschlüsselungen. Auch über UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sollten demnach Informationen gesammelt werden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP