Ende der Belagerung als Ziel Islamisten starten Offensive in Aleppo
01.08.2016, 07:34 Uhr
Noch immer sind Zehntausende Zivilisten im Ostteil Aleppos eingeschlossen.
(Foto: REUTERS)
Im syrischen Aleppo fallen weiter Bomben auf Rebellenviertel - gleichzeitig verweisen Damaskus und Moskau auf die errichteten Fluchtkorridore für Zivilisten. Doch noch immer sind Zehntausende eingeschlossen. Nun wollen die Rebellen die Blockade brechen.
Islamistische Aufständische in Syrien haben versucht, die Belagerung Aleppos durch Regierungstruppen zu durchbrechen und blockierte Versorgungsrouten wieder freizukämpfen. Bereits am Sonntag zündeten sie Autobomben und feuerten Raketen ab, während ihre Kämpfer vorrückten, um eine neue Versorgungsroute zu öffnen. Im Gegenzug hätten Kampfflugzeuge nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Wohngegenden bombardiert, die von den Aufständischen beherrscht werden.

In Anadan im nördlichen Teil der Provinz Aleppo waren am Samstag erneut Bomben in ein Krankenhaus eingeschlagen.
(Foto: REUTERS)
Die Regierungsgegner konzentrierten ihre Anstrengungen nach eigenen Angaben auf das Gebiet im Süden und Südwesten der zweitgrößten syrischen Stadt. In dieser Region stehen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad mit ihren Verbündeten aus dem Iran und der libanesischen Hisbollah in einem harten Kampf um die Vormachtstellung mit den Rebellen und ihren ausländischen Verbündeten. Beteiligt an der Offensive waren auf Rebellenseite die Islamistengruppe Ahrar al-Scham und die frühere Al-Nusra-Front, die sich nun Fateh-al-Scham-Front nennt.
Fateh al-Scham habe zwei Angriffe mit Autobomben gegen Stellungen der Syrischen Armee und ihrer Verbündeten im Vorort Raschidin im Südwesten geführt, erklärte die Beobachtungsstelle. Beide Parteien lieferten sich demnach heftige Kämpfe. Durch Rebellenangriffe auf das von Regierungstruppen kontrollierte Viertel Hamdanije seien elf Zivilisten getötet worden, darunter drei Kinder. Weitere Angriffe seien im Süden Aleppos geführt worden mit dem Ziel, in Richtung des von der Armee kontrollierten Vororts Ramussa vorzustoßen.
Armee von Hisbollah unterstützt
Der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahmane, fürchtet nach eigenen Worten einen "langen und schwierigen Kampf" in Aleppo. Die syrischen Regierungseinheiten würden "von einer großen Zahl iranischer und Hisbollah-Kämpfer" unterstützt; hinzu kämen russische Kampfflugzeuge. In der Stadt selbst setzte die syrische Luftwaffe trotz der Ankündigung aus Damaskus und Moskau, es seien mehrere Hilfskorridore geöffnet worden, ihre Angriffe auf Rebellenviertel im Osten der Stadt fort.
Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250.000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil Aleppos fest. Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo.
Neue Friedensgespräche im August
Unterdessen haben die Vereinten Nationen die Führung in Damaskus offiziell zu neuen Friedensgesprächen eingeladen, die für Ende August geplant sind. Syriens Außenminister Walid Muallem habe ihm die Absicht seiner Regierung zur Teilnahme erklärt, sagte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Ramsi Esseldin Ramsi, nach einem Treffen.
Aus dem Ministerium hieß es, dass Damaskus bereit sei, die Friedensgespräche "ohne Vorbedingungen" wiederaufzunehmen - allerdings müssten diese in einem "intersyrischen Kontext ohne ausländische Einmischung" stattfinden. Seit Anfang des Jahres gab es in Genf bereits zwei Verhandlungsrunden.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP