Angst vor syrischen Extremisten Israel beobachtet Waffentransport
24.07.2012, 10:35 Uhr
Israelische Soldaten kontrollieren die Grenze zu Syrien.
(Foto: REUTERS)
Israel ist schwer besorgt über die Chemiewaffen in Syrien - und hat ein Auge auf entsprechende Aktivitäten im Nachbarland. In Regierungskreisen heißt es, Präsident Assad sorge zurzeit dafür, dass die Waffen nicht in fremde Hände fallen. Wenn der Machthaber gestürzt wird, ist alles möglich.
Die syrische Regierung versucht nach israelischer Einschätzung zu verhindern, dass ihre Chemiewaffen in die Hände von Extremisten fallen. Trotz des Drucks auf sein Regime gehe Präsident Baschar al-Assad "verantwortlich mit Chemiewaffen um", sagte ein Informant aus Regierungskreisen. Assad habe einen Teil der Chemiewaffenarsenale zu Stützpunkten gebracht, die fernab der Kampfzonen größere Sicherheit böten.
Die Regierung wollte den Bericht offiziell nicht bestätigen. Regierungssprecher Mark Regev sagte lediglich: "Wir sind besorgt, dass gefährliche Waffen in Syrien wie Chemiewaffen in die Hände von Extremisten gelangen könnten."
Präsident Shimon Peres sagte dem US-Nachrichtensender CNN: "Israel kann nicht gleichgültig bleiben, wenn Chemiewaffen weitergegeben werden, die auf es gerichtet werden könnten." Laut "Haaretz" sieht Israel aber keine Anzeichen, dass Assad Chemiewaffen weitergibt. "Doch Israel ist sehr besorgt, denn es ist schwer zu sagen, ob diese Schritte zur Sicherung der Arsenale ausreichen, wenn Assad fällt", sagte der Informant.
"Genaue Kenntnisse"
Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) teilte mit, sie habe "genaue" Kenntnisse über die Standorte der Waffen und Anlagen zu ihrer Herstellung und könne bestätigen, dass entsprechende Verlagerungen stattgefunden hätten. Den Angaben zufolge wurden erste Chemiewaffen bereits vor mehreren Monaten verlegt. Um welche Flughäfen oder welche Grenze es sich handeln soll, teilte die FSA nicht mit.
Die Führung von Präsident Baschar al-Assad hatte gedroht, ihre Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einzusetzen, nicht jedoch gegen die syrische Bevölkerung. Sowohl die Europäische Union als auch die USA warnten vor jeglichem Einsatz der Waffen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte es "verwerflich", einen Einsatz überhaupt in Betracht zu ziehen.
Öffentlich zugängliche Informationen über das syrische Chemiewaffenarsenal existieren praktisch nicht. Nach Einschätzung von US-Experten verfügt das Land aber unter anderem über Senfgas, Saringas und das tödliche Nervengas VX. In dem seit Mitte März 2012 andauernden Aufstand gegen Assad wurden laut Opposition bereits mehr als 19.000 Menschen getötet.
Revolte bricht aus
Im Zentralgefängnis der nordsyrischen Metropole Aleppo ist unterdessen eine Häftlingsrevolte ausgebrochen. Eine nicht näher genannte Zahl von Gefangenen sei getötet und verwundet worden, berichteten syrische Aktivisten. Eine unabhängige Bestätigung lag wegen der chaotischen Lage im Land nicht vor.
In den Gefängnissen in Syrien werden Tausende politische Gefangene festgehalten. Wie die Aktivisten weiter mitteilten, hätten Rebellen der Freien Syrischen Armee mehrere Bezirke Aleppos unter ihre Kontrolle gebracht.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP