
Die Pegida-Organisatoren bringen ihre Demonstrationen mit dem Anschlag von Paris in Zusammenhang.
(Foto: REUTERS)
Der Westen ist bedroht, die Gewalt des Islamismus ist so nahe wie lange nicht mehr. Darum ist gerade jetzt nicht die Zeit, gegen Islamisierung auf die Straße zu gehen.
In Europa gibt es ein Problem mit gewaltbereiten Islamisten. In Deutschland wollte die Sauerland-Gruppe 2007 US-Einrichtungen in Deutschland attackieren. 2012 schüchterten Salafisten Demonstranten und Polizisten ein, verletzten Menschen und versuchten Anschläge. Menschen aus Deutschland ziehen im Nahen Osten in den Dschihad, einige von ihnen kehren zurück – radikalisiert und im Kampf geschult. Dass der Anschlag gegen "Charlie Hebdo" in Paris und nicht in Berlin stattfand, spielt kaum eine Rolle: Er zeigt, dass der Westen bedroht ist.
Es braucht Antworten auf diese Bedrohung. Vielleicht muss man gewaltbereite Menschen daran hindern, Deutschland zu verlassen. Vielleicht muss man sie aber auch aus dem Land ausweisen oder an der Rückreise hindern, sobald sie einmal weg sind. Das ist nur eine Debatte, die im vergangenen Jahr geführt wurde. Sie zeigt beispielhaft: Die Antworten auf terroristische Bedrohungen sind nicht leicht zu finden.
Ein Ziel haben die Terroristen schon erreicht – sie haben Angst verbreitet. Und in der Angst flüchten sich viele Menschen in einfache Antworten. Eine mögliche Antwort wäre: Wer uns bedroht, den bedrohen wir auch.
Ob es so gemeint ist, oder nicht – wer Asylbewerber unter Generalverdacht stellt, der droht. Wer nicht zwischen der Religion namens Islam und dem Fanatismus namens Islamismus unterscheidet, der droht. Wer angesichts von Flüchtlingsströmen zu Tausenden vor einer "Islamisierung" warnt, der droht. Wer auf die Probleme hinweisen möchte, die durch Zuwanderung entstehen, sollte das differenziert, ruhig und mit dem notwendigen Respekt gegenüber anderen tun.
Rechtsextreme werden Salafisten nie von ihrer Meinung abbringen können. Genauso wenig wie es Salafisten schaffen können, Rechtsextreme von ihrer Meinung abzubringen. Radikal zu werden, harte Töne gegen Muslime anzuschlagen, jetzt auf besondere Konsequenzen gegen straffällige Asylbewerber zu pochen, wird das Problem des gewalttätigen Islamismus nicht lösen, sondern höchstens verhärten. Denn es vermittelt den Muslimen, dass sie nicht dazu gehören, dass sie schon wegen ihrer Religion kein Teil der Gesellschaft sein können. Wer meint, dass er gerade jetzt mit Pegida auf die Straße gehen sollte, liegt gerade jetzt genau falsch.
Quelle: ntv.de