Übergriff in NS-Gedenkstätte Jugendliche belästigen jüdische Besuchergruppe
29.06.2023, 20:27 Uhr Artikel anhören
Die Gedenkstätte wurde in das Gebäude ...
(Foto: picture alliance / epd-bild)
Die Gedenkstätte an der Frankfurter Großmarkthalle erinnert an die Deportation von 10.600 Juden aus Main-Metropole zur NS-Zeit. Gerade dort kommt es zu einem antisemitischen Übergriff. Die Stadt will ganz härter gegen die jugendlichen Täter vorgehen.
An einer Erinnerungsstätte für Verbrechen aus der NS-Zeit in Frankfurt am Main hat es einen antisemitischen Übergriff auf jüdische Besuchergruppe gegeben. Wie die Stadt mitteilt, ereignete sich der Vorfall am Vormittag vor der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle. Diese erinnert an die Deportation von 10.600 Jüdinnen und Juden aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus.
Verantwortlich war demnach eine Gruppe Jugendlicher. Diese soll zuerst verbale Einschüchterungsversuche geäußert haben, wie es heißt. Danach sei aus dieser Gruppe eine Flasche auf die jüdische Besuchergruppe geworfen worden. Die Flasche habe den Kopf einer Teilnehmerin nur knapp verfehlt, heißt es. Die Stadt hat Anzeige wegen versuchter Körperverletzung erstattet.
"Das ist völlig inakzeptabel", erklärte Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef. "Ich verurteile diesen antisemitischen Angriff, dagegen werden und müssen wir ganz klar vorgehen. Der heutige Vorfall zeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ein immerwährender ist, leider auch in unserer Stadt."
"Hemmungslosigkeit"
Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker verurteilte "die Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden". Dass gerade Menschen, deren Familien in Frankfurt in der Zeit des Nationalsozialismus schreckliches Unrecht angetan wurde, ausgerechnet an diesem Ort so attackiert werden, "ist besonders schlimm und beschämend", erklärte er weiter. Gegen die Täter solle "mit der vollen rechtlichen Konsequenz" vorgegangen werden.
Zwar hätten sich wohl einige Mitglieder der Angreifer-Gruppe unmittelbar nach der Tat entschuldigt, "aber damit können wir den Vorfall nicht einfach zu den Akten legen", erklärte der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Marc Grünbaum. Den betroffenen Jugendlichen solle aber ein Gespräch angeboten werden, damit "sie die Reichweite ihres Handelns verstehen".
Die Besuchergruppe war den Angaben der Stadt zufolge im Rahmen des städtischen Besucherprogramms für Kinder und Enkelkinder von in Frankfurt geborenen Juden und solchen, die politischer oder religiöser Verfolgung ausgesetzt waren, zu Besuch an der Erinnerungsstätte.
Quelle: ntv.de, chr/AFP