Politik

Erste schwarze Vizepräsidentin Kamala Harris schreibt US-Geschichte

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Sie ist die Hoffnungsträgerin der Demokraten und die Verkörperung des amerikanischen Traums: Kamala Harris geht als erste schwarze Vizepräsidentin in die Geschichte der USA ein. Übersteht die Einwanderertochter die nächsten harten vier Jahre gut, hat sie sogar beste Chancen aufs höchste Amt.

Kamala Harris ist als erste Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten vereidigt worden. Sie ist die erste Frau, die das Amt der Vizepräsidentin antritt, die erste schwarze US-Amerikanerin und die erste Frau mit Wurzeln in Südostasien in dieser Position. Zudem sorgt sie für ein weiteres Novum: Ihr Ehemann Doug Emhoff wird zum ersten "Second Gentleman" in der Geschichte des Landes.

Die Einwanderertochter mit jamaikanisch-indischen Wurzeln verkörpert damit auf politischer Ebene den "amerikanischen Traum" - und nicht wenige sehen die Vizepräsidentschaft nur als Zwischenschritt: Harris könnte in vier Jahren das höchste Amt im Staat anstreben. Zunächst aber stehen der bisherigen Senatorin vier harte Jahre als Vizepräsidentin bevor.

Die Kalifornierin und der künftige Präsident Joe Biden übernehmen die Macht in schwierigen Zeiten. Sie müssen die verheerende Corona-Pandemie bekämpfen und die Wirtschaftskrise eindämmen, und sie haben den Wählern eine ehrgeizige Reformagenda versprochen. Harris dürfte dabei eine einflussreiche Vizepräsidentin werden. Biden dürfte sie mit vielen wichtigen Aufgaben betrauen, so wie er einst selbst als Stellvertreter von Präsident Barack Obama zentrale Dossiers übernahm.

Gerade bei Reformgesetzen wird Harris eine Schlüsselrolle zukommen: Als Vizepräsidentin ist sie auch Vorsitzende des Senats, in dem Demokraten und Republikaner künftig jeweils 50 Senatoren stellen. In Pattsituationen - und nur dann - wird sie mit ihrer Stimme den Ausschlag geben. Dass sie selbst vier Jahre lang als Senatorin diente, wird ihr sicherlich helfen, wenn Regierung und Kongress neue Gesetze aushandeln.

"Stolze, starke schwarze Frauen"

Die Karriere der charismatischen Politikerin mit dem ansteckenden Lachen ist für viele ein Symbol, dass Frauen und Vertreter von Minderheiten in der von weißen Männern dominierten US-Politik erfolgreich sein können. Ihre Mutter, so sagte die im kalifornischen Oakland geborene Harris einmal, habe sie und ihre Schwester dazu erzogen, "stolze, starke schwarze Frauen zu werden". Nach dem Erfolg bei der Wahl vom 3. November sagte Harris in ihrer Siegesrede: "Ich bin vielleicht die erste Frau in diesem Amt, aber ich werde nicht die letzte sein." Und sollte der 78-jährige Biden das Weiße Haus wie erwartet nach nur einer Amtszeit verlassen, wäre sie - erfolgreiche vier Jahre vorausgesetzt - 2024 als Nachfolgekandidatin beinahe prädestiniert.

Eigentlich hatte Harris schon jetzt die erste Präsidentin der US-Geschichte werden wollen. Im Vorwahlrennen der Demokraten galt sie zwischenzeitlich als aussichtsreiche Anwärterin. Die Mitte-Politikerin hatte dann aber Schwierigkeiten, sich politisch klar zu positionieren. Immer wieder gab es auch Vorwürfe, in ihrer Zeit als kalifornische Generalstaatsanwältin habe sie bei der Kriminalitätsbekämpfung eine harte Linie verfolgt - auf Kosten von Minderheiten. Angesichts miserabler Umfragewerte warf sie Ende 2019 das Handtuch.

Biden machte sie dann im vergangenen August zu seiner Vize-Kandidatin - und das, obwohl Harris ihn im Vorwahlkampf bei einer TV-Debatte im Streit um die Diskriminierung von Afroamerikanern scharf angegriffen hatte. Beide zeigten im Wahlkampf gegen Trump aber demonstrativ Geschlossenheit und sogar tiefe Zuneigung. Harris erwies sich als loyale Mitstreiterin und versuchte nie, Biden die Show zu stehlen. Auch in den vergangenen Wochen hielt sich die gewählte Vizepräsidentin, die mit dem Anwalt Douglas Emhoff verheiratet ist und von dessen beiden Töchtern "Mamala" genannt wird, eher im Hintergrund.

Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen bei Vereidigung

Für Wirbel sorgte nur kurz ein Titel-Foto für das Modemagazin "Vogue": Viele kritisierten die Aufnahme, die Harris lässig in Jeans und Chucks zeigt, als respektlos gegenüber der neuen Nummer zwei der USA. Bei ihrer Amtseinführung setzte Harris auf einen eleganten leuchtend blauen Hosenanzug. Doch unabhängig von ihrer Kleiderwahl ist sie mit ihrer Vereidigung in die Geschichtsbücher eingegangen.

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Die Zeremonie am US-Kapitol fand unter beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor zwei Wochen hatten gewalttätige Anhänger des abgewählten Trump das Parlamentsgebäude gestürmt. Die Angst vor neuerlicher Gewalt rund um die Vereidigung war groß. Tausende Mitglieder der Nationalgarde wurden zum Schutz des Kongressgebäudes abgestellt. Wegen der Corona-Pandemie fand die Amtsübergabe zudem ohne das übliche Massenpublikum statt.

Harris und Biden wollen das Land einen und enorme Kraftanstrengungen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie und der dadurch ausgelösten Wirtschaftskrise unternehmen. Versprochen haben sie auch, dem strukturellen Rassismus und der Ungleichheit in Amerika zu begegnen. Im Gegensatz zu Trump wollen sie wieder stärker mit traditionellen US-Verbündeten zusammenarbeiten und multilaterale Allianzen erneuern. Die Biden-Regierung will die USA zudem in internationale Verträge wie das Pariser Klimaabkommen zurückführen.

Quelle: ntv.de, hny/AFP

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