30 Prozent weniger Treibhausgase Kanada spart beim Klimaziel
16.05.2015, 04:47 Uhr
Edmonton in der zentralkanadischen Provinz Alberta: Kanadas Energiebedarf wächst.
(Foto: REUTERS)
Die Vorgabe klingt ehrgeizig, Experten geht sie jedoch nicht weit genug: Die kanadische Regierung verspricht - in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung - eine "substanzielle" Verringerung der Emissionen.
Die Industrienation Kanada will in den nächsten 15 Jahren ihren Ausstoß an Treibhausgasen um 30 Prozent reduzieren. Eine entsprechende formelle Zusage gab die Regierung in Ottawa ab. Als Grundlage für die Berechnung sollen die Emissionen aus dem Jahr 2005 dienen.
Ein Sprecher der kanadischen Regierung erklärte, das Ziel sei "substanziell", weil Kanadas Bevölkerung und Wirtschaft weiter wachse. Ohne die Selbstbeschränkung würde der Abgasausstoß Kanadas demnach dramatisch zunehmen - und bis zum Jahr 2030 ein Volumen von 1000 Megatonnen CO2-Äquivalent erreichen.
Deutlich hinter USA und EU
Experten und Aktivisten geht die vollmundige Festlegung allerdings nicht weit genug. Nicht wenige Beobachter zeigten sich sogar enttäuscht: Zuvor hatten bereits die USA, die EU und Russland ihre neuen Klimaziele bekanntgegeben. Kanada bleibe hinter den USA und Europa zurück, hieß es vom World Resources Institute (WRI). Kanadas Vorhaben sei "glanzlos", sagte WRI-Direktor David Waskow.
Auf das Jahr runtergerechnet sei es nur eine Minderung von 1,7 Prozent, betonte Waskow - im Vergleich zu den von den USA und der EU versprochenen 2,8 Prozent. Auch Japan ist mit 2,5 Prozent deutlich ambitionierter.
Die Klimaversprechen dienen der Vorbereitung auf den großen Umweltgipfel im Dezember in Paris. Nach Angaben der Union besorgter Wissenschaftler (UCSUSA), eines Umweltschutzbundes von Forschern, stößt kein Land so viel klimarelevante Gase aus wie China. Das Land sei für 25 Prozent der Emission verantwortlich. Die USA folgten mit 16 Prozent aller weltweit in die Atmosphäre abgegebenen klimaschädlichen Gase.
Hendricks erwartet "Klima-Marathon"
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sieht den Verhandlungen zur Vorbereitung des Weltklimagipfels in Paris mit gedämpften Erwartungen entgegen. Zwar sei sie zuversichtlich, dass die Weltgemeinschaft sich im Dezember in Paris auf einen Klimavertrag einigen werde, sagte die SPD-Politikerin der "Stuttgarter Zeitung". Doch werde das wohl nur der "Start zu einem langen, gemeinsamen Weg in eine klimaneutrale Weltwirtschaft."
Beim Klimagipfel von Kopenhagen vor fast sechs Jahren hätte noch viele an einen "Big Bang" geglaubt, mit dem das Weltklimaproblem ein für alle Mal gelöst sei, sagte Hendricks. "Heute wissen wir besser, wie ein Klimapaket aussehen müsste, dem auch die USA und China zustimmen können, und das trotzdem die Klimaziele erreichbar macht", sagte Hendricks. Sie erhoffe sich vom Gipfel in Paris deshalb die Verständigung "auf eine Klima-Marathonlauf".
Quelle: ntv.de, mmo/dpa