Angriffe auf Schabaab in Somalia Kenias Militär übt Vergeltung
06.04.2015, 15:43 Uhr
Kenianische Soldaten inspizieren den Campus, wo sich vor vier Tagen das Massaker ereignet hat. 148 Menschen wurden dabei getötet.
(Foto: AP)
Das Massaker an Studenten erschüttert Kenia: Die Extremisten sind in der Gesellschaft verwurzelt, räumt der Präsident ein. Uhuru Kenyatta steht unter Druck. Zunächst lässt er jedoch die Luftwaffe Angriffe auf die Camps der Schabaab-Miliz in Somalia fliegen.
Kenias Luftwaffe hat Vergeltung für das Massaker an einer Universität geübt und zwei Lager der radikal-islamischen Schabaab-Miliz in Somalia bombardiert. Kampfjets hätten am Sonntag die Extremisten-Stellungen in der somalischen Grenzregion Gedo angegriffen, teilte ein Sprecher des kenianischen Militärs mit. Die beiden Lager seien komplett zerstört worden, das zeigten Luftaufnahmen des Militärs.
Das Militär habe Informationen, dass die Schabaab-Kämpfer von diesen beiden Lagern aus Ziele in Kenia angreifen wollten, verlautete zudem aus Militärkreisen. Al-Schabaab widersprach, kein Lager sei angegriffen worden. Eine unabhängige Bestätigung war nicht zu erhalten, Gedo ist nur schwer zu erreichen.
Die Bombardierung war der erste größere Angriff auf die Extremisten, seit diese am vergangenen Donnerstag an der Universität in Garissa ein Massaker angerichtet hatten. 148 Menschen wurden getötet, die meisten von ihnen waren christliche Studenten.
Garissa liegt rund 200 Kilometer von der Grenze zu Somalia entfernt. Die Schabaab-Miliz hat wiederholt Ziele in Kenia attackiert. Nach eigener Darstellung will sie Vergeltung für den Einsatz kenianischer Soldaten im Nachbarland Somalia üben und Rache für die angeblich schlechte Behandlung von Muslimen in Kenia nehmen.
Präsident muss handeln
Mit jedem Überfall der Extremisten wächst der Druck auf den kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta, Al-Schabaab zu stoppen. In den vergangenen zwei Jahren wurden bei Anschlägen der Extremisten rund 400 Menschen getötet. Die kenianische Wirtschaft bekommt die Folgen der Angriffe bereits zu spüren. Investitionen bleiben aus, Touristen sagen ihre Reisen in das ostafrikanische Land ab. Oppositionsführer Raila Odinga forderte die Regierung auf, ihre Soldaten aus dem Nachbarland wieder abzuziehen.
Die kenianische Armee ist an einem Militäreinsatz der Afrikanischen Union gegen die Extremisten in Somalia beteiligt und versucht, das Einsickern von Extremisten und Waffen über die 700 Kilometer lange Grenze zu unterbinden. Bereits 2011 hatte Kenia Soldaten nach Somalia in den Kampf gegen Al-Schabaab geschickt. Damals war Odinga Regierungschef. Doch die Hintermänner der Schabaab, die die Anschläge planen und finanzieren, sind nach Einschätzung von Präsident Kenyatta tief in Kenias Gesellschaft verwurzelt. So rief er die muslimische Gemeinschaft auf, mehr zu tun, um die Radikalisierung zu verhindern. Rund 80 Prozent der Kenianer sind Christen, etwa elf Prozent Muslime.
Quelle: ntv.de, nsc/rts