Leichenbeseitigung in Ostukraine Kiew: Moskau benutzt mobile Krematorien
29.09.2015, 21:17 Uhr
Petro Poroschenko wirft Russland vor, Soldaten auf ukrainischem Boden mit mobilen Krematorien zu beseitigen.
(Foto: dpa)
Als Petro Poroschenko bei der UN-Vollversammlung zu seiner Rede ansetzt, hat die russische Delegation den Saal längst verlassen. Der ukrainische Präsident erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen Moskau - und spricht von "imperialen Zeiten".
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat Russland vorgeworfen, im Kriegsgebiet Ostukraine mobile Krematorien einzusetzen. Damit sollen nach seinen Worten Leichen beseitigt werden.
"Um die Weltöffentlichkeit irrezuführen, hat die russische Führung befohlen, Abzeichen und Erkennungsmarken ihrer Soldaten zu entfernen und gefangene Soldaten zurückzulassen", sagte Poroschenko am Dienstag vor der UN-Vollversammlung in New York. "Und besonders zynisch ist, dass sie mobile Krematorien verwenden, um die Spuren ihrer Verbrechen auf ukrainischem Boden zu beseitigen."
Die russische Delegation hatte schon zu Beginn der Rede den Saal verlassen und nur einen nachrangigen Diplomaten zurückgelassen. Poroschenko warf Moskau vor, "mit dem Angriff auf mein Land aggressiv internationales Recht verletzt und die Welt schockiert" zu haben.
Steinmeier spricht mit Lawrow
US-Präsident Barack Obama hatte bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag den Ukraine-Konflikt angesprochen, teilten die Vereinigten Staaten mit. In seiner Rede vor der UNO prangerte der US-Präsident die russische "Aggression" in der Ukraine an. Insgesamt spielt das Thema bei der diesjährigen Generaldebatte hinter dem Syrien-Konflikt und der Flüchtlingskrise aber nur eine Nebenrolle.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) legte dagegen Wert darauf, dass die Ukraine-Krise "überhaupt nicht vergessen" sei und auch am Rande der UN-Generaldebatte besprochen werde. So habe er sich mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow zu diesem Thema ausgetauscht.
Am Freitag findet in Paris ein Gipfeltreffen im sogenannten Normandie-Format statt, an dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident François Hollande, Putin und Poroschenko teilnehmen.
"Coole Story, schwer zu glauben"
"Obwohl diese UN-Vollversammlung die Aggression verurteilte, hat Russland die Angriffe sogar noch verstärkt" 8000 Ukrainer, 6000 von ihnen Zivilisten, seien getötet worden, sagte Poroschenko. "Lassen sie mich klarmachen: Das ist kein Bürgerkrieg und kein internationaler Konflikt. Das ist eine Aggression", sagte Poroschenko.
"An unserer Grenze stehen so viele russische Soldaten, dass sie die Armeen der meisten UN-Staaten in den Schatten stellen würden. Und der Grund ist die Gier Moskaus, zu imperialen Zeiten zurückzukehren", sagte der ukrainische Präsident.
Russland habe vor den UN vom Kampf gegen Terroristen gesprochen. "Coole Story, aber schwer zu glauben, wenn man selbst Terroristen für seine Ziele einsetzt und Krieg zum Mittel der Diplomatie macht."
Quelle: ntv.de, jgu/dpa/AFP